Mittwoch, 6. Mai 2009

Raumgreifend

Wir sind in den ersten Minuten der Veranstaltung, der Direktor hat Redner und Moderatorin vorgestellt, da macht es das erste Mal "rumms!" Kurz darauf wieder: "rumms!", von da an alle paar Minuten, bei einem Redner sogar im Fünf-Sekunden-Abstand.

Der Schlag geht uns direkt ins Ohr. Im Saal ist er auch hörbar, als "plopp!" auf den Lautsprechern. Da wir direkt auf die Lauscher kriegen, was auf dem Podium geschieht, und das ist ja auch gut so, haben wir sie nicht nur simultan, sondern verstärkt: Die Gesten eines der Redner. Er spricht über große Themen und macht große Gesten, die Arme führt er vor dem Körper entlang, zum Teil in kreisförmigen Bewegungen, zum Teil als auf und ab: es sieht aus, als wolle er mal schwimmen, mal pumpen. In Zusammenhang mit Wasser mögen diese Gesten angebracht sein, hier unterstützen sie wirkungsvoll die Rede - und sorgen in der Kabine für Ohrenfolter! Autsch! Und dennoch müssen wir genau hinhören, denn nach jedem intensiveren Kontakt mit dem Ansteckmikrofon (le micro cravate) sackt die Dynamik runter, wird das Gesagte für Sekunden schwerer verständlich. Und da reicht manchmal das Geschubbere, das durch die Bewegungen entsteht, der Wind, gar nicht zu sprechen von den 'touchés'.

Was tun? Hinhören, sich konzentrieren, hoffen, dass einer der Veranstalter was sagt. Da die "plopps!" im Saale mitunter auch das Nachfolgende fürs Publikum ins akustische Loch fallen lässt, sollte es nur eine Frage von Minuten sein ... oder doch rauslaufen? Intervenieren? Den Ablauf stören?

Dolmetschernöte ...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bisweilen sind es ja wirkliche Nöte. Ich wollte auch schon so oft rauslaufen und Bescheid geben. Noch mehr als engagierte Redner - an sich ja eine gute Sache - regen mich aber Sitzungspräsidenten usw. auf, die das Mikrofon unbedingt mit Klopfen "testen" müssen oder direkt vor dem Mikro mit einer Klingel läuten oder einen Löffel gegen ein Glas schlagen. Da platzt einem förmlich der Schädel.

caro_berlin hat gesagt…

Ja, diese Wünsche könnten Bestandteil einer Broschüre mit dem Titel "Tipps für eine gelungene Konferenz" sein, die den Veranstaltern ihr Vorhaben aus Dolmetschersicht erklärt. Das ist ein Vorschlag - vielleicht könnte derlei mal von einem Verband veröffentlicht und als Weihnachtsgabe der Mitglieder für ihre Kunden aufgelegt werden? (... zum Selbstkostenpreis)
Ich wäre dabei, wenngleich selbst noch in keinem Berufsverband organisiert, außer im Filmverband ...
Gruß, Caroline

Anonym hat gesagt…

Man muss das Rad aber auch nicht ganz neu erfinden - siehe hier. ;-)

Alex

caro_berlin hat gesagt…

... ja, wenn denn mal Veranstalter derlei einsehen würden ...