Viele potentielle Kunden erkundigen sich oft zu Beginn des Gesprächs nach der Preisliste. Eine solche haben viele Dolmetscher und Übersetzer nicht. Die Preise schwanken - je nach Thema, Aufwand und Technik. Aber auch der Finanzierungsstatus des Auftraggebers kann den Preis beeinflussen.
Beispiel: Einen Dolmetscheinsatz zu mir vertrauten Filmthemen (Geschichte, Produktion, Marketing) oder Urbanismus, Innenarchitektur, Bildungsplanung, Stadt- und Kunstgeschichte oder ähnliches kann ich sehr viel günstiger anbieten, als wenn ich Inhalte übertragen soll, in die ich mich erst einlesen muss. Das gilt aber nur für unterfinanzierte Projekte. Dabei zähle ich auf die Ehrlichkeit meiner Kunden - und bin damit bislang gut gefahren. Im besten Falle wachse ich mit meinen Kunden - so kam ich jedenfalls zu meinen Spezialgebieten.
Als Faustregel mag gelten: Die einzelne Arbeitsstunde eines geisteswissenschaftlichen Akademikers ist 60 Euro und mehr wert. Im Durchschnitt brauche ich für jede netto geleistete Arbeitsstunde eine Stunde Vor- und Nachbereitung. Hier hinkt wieder mal die Praxis der Theorie hinterher: Ein Durchschnitt bildet eben nicht den Einzelfall ab, in dem ich mich auf den einstündigen Einsatz in der Politik auch schon mal drei ganze Tage lang vorbereite. Aber mit um die 120 Euro die Stunde und der Grundinfo im Hinterkopf, dass in der Regel keine Einzelstunden buchbar sind, weil sie selten der Vorbereitung entsprechen, können Sie vielleicht weiterrechnen.
So schwanken die Preise enorm, denn keine Regel ohne Ausnahme: Zwischen einer Flasche Rotwein fürs Dolmetschen beim Standesamt für zwei Filmleute aus dem erweiterten Bekanntenkreis - obwohl hier alles, alles, alles mit Filmfachjargon durchsetzt war - bis zu 1100 Euro für eine Verhandlung im Ministerium ist in der Tat viel Spielraum. In beiden Fällen betrug die Nettoarbeitszeit jeweils eine Stunde. So viel zu Durchschnitten.
Angesichts der Krise möchte ich Sie noch eins bitten: Fragen Sie beim Buchen von Dolmetschern und Übersetzern immer nach der Vorerfahrung. Es ist kein Wunder, dass derzeit jedes zweite Drehbuch, das bei uns zum Bearbeiten ankommt, eine bereits übersetzte, nicht verwendbare Fassung ist. Was als Problemsituation nicht unterschätzt werden darf, denn in vielen Fällen ist die Überarbeitung genauso aufwändig wie eine komplette Neuübersetzung. Und so teuer ...
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