Mittwoch, 19. Juni 2013

mühselig

Will­­­­kom­­­­men auf den Sei­­­­ten des ersten deut­schen Blogs aus dem In­ne­ren der Dol­met­scher­ka­bine. Ich bin Dol­­met­­scher­in und Über­s­etzer­in für die fran­­zö­­si­sche Spra­­che und aus dem Eng­­li­schen. Hier denke ich über un­­­se­­ren Be­­­ruf nach und über sein Ma­te­rial, die Spra­chen.

Da habe ich mich gestern selbst überrascht. Beim Gegenlesen meines Blogeintrags fiel mir das kleine Wörtchen "mühselig" auf. Ja, die Arbeit macht oft viel Mühe, bedeutet viel Kleinteiliges, Recherchen und Vokabelarbeit, dabei darf ich das große Ganze nicht aus den Augen verlieren.

Blick aus der Kabine auf Redner und die Rücken von Zuhörenden
Das gilt gleichermaßen für Vorbereitung wie für die Durchführung, ganz gleich, ob sie in der Dolmetscherkabine oder am Über­setz­er­schreibtisch stattfindet. Und die Mühe macht selig, das akkurate Arbeiten, das Ergebnis, frohe Gesichter am Ende, ein Film der ins Kino kommt oder der von ei­nem Festival über eine Auszeichnung berichtet, solch' eine Mail hatte ich erst gestern im di­gi­ta­len Brief­kasten.
Da sind dann alle Mühen vergessen, die dieser Übersetzungsauftrag einst mit sich brachte. Oder das manchmal etwas müh­same Finden eines Preises, der für alle stimmt. Denn ich liebe es, Qualität zu liefern — und arbeite einfach gründlich ...

... und damit langsam. Was, auf die Geschwindigkeit bezogen, beim Si­mul­tan­dol­metschen natürlich nicht ganz stimmt, da bekomme ich dann schon mal wie letzten Freitag zu hören: "Du übersetzt ja schneller, als ich gesprochen habe".

Mit diesem Gefühl der Seligkeit macht mir das Warten auf Fotos und Kun­den­feed­back auch nichts mehr aus, mit denen ich die nächsten Blogeinträge gestalten will, denn auch letzte Woche war ich schwer aktiv und es gibt hier weitere Einblicke in den Dolmetscheralltag.

Ich kämpfe in der Zwischenzeit ganz alltäglich mit Computertechnikproblemen, Abrechnungen, verdolmetsche Dreharbeiten und mache Termine fürs Film­team ... alles höchst banal.

Und ich überrasche mich selbst, wie mich trotz knapper Zeit so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Ich liebe es, Sprache wörtlich zu nehmen. So genieße ich die Schönheit der Vokabeln, bin müh-selig, als wären sie Teile eines von einem Ster­ne­koch zubereiteten Mahls. Dass es seligmachend sein kann, Mühen auf sich zu neh­men, verspricht meines Wissens nur die deutsche Sprache, die ja oft so wunderbar konkret ist. Diesen Gedanken führe ich hier bald weiter und schreibe endlich auch einmal über Jacques-Arthur Goldschmidt.

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Foto: C.E. (Archiv. Wunderbar: Magnete
in der Kabine halten Lexik und Konzept)

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