Ein dummer Witz geht so: Ruft der eine dem anderen auf der anderen Straßenseite zu: "He du, dein Schutzblecht klappert!" Darauf der andere: "Ich kann dich nicht verstehen, mein Schutzblech klappert."
Zuhause habe ich einen Festnetzanschluss fürs Telefon, den ich selten brauche, außer, ich sitze an Recherchen für ein größeres Projekt, dann koordiniere ich neben meinem Sprachberuf auch noch Inhalte und Interviewtermine, wenn ich z.B. für kleine TV- oder Dokumentarfilmprojekte dolmetschen darf. Neben dem Telefon- wird mir der Internetanschluss geliefert. Manchmal ist er gestört. In letzter Zeit häufiger, Nachbarn geht's ähnlich, man munkelt, es sei wegen des Hochwassers.
Der Versuch, beim Telefonanbieter mit dem Handy anzurufen, führt mich in Warteschleifen. Telefonzellen gibt es kaum noch, also versuche ich vom Büro eines Rahmenvertragskunden aus, mich ins Internetkundencenter des Anbieters einzuloggen. Auf meiner letzten Rechnung stehen vier Zahlenfolgen, die mir vorliegen.
Als da wären: Kundennummer, Telefonnummer mit Vorwahl, Rechungsnummer, Buchungsnummer. Ich zähle durch: Insgesamt 41 Ziffern, zudem bin ich in der überaus glücklichen Lage, über Vor- und Zunamen, Adresse inklusive Postleitzahl und Stadt, Geburtsdatum und -ort zu verfügen. Liebe mathematisch Begabte, wie wahrscheinlich ist hier am Ende noch eine Verwechslung?
Während ich versuche mich einzuloggen, möchte das System von mir ständig eine Mailadresse wissen, die "Onlinemailadresse", über die ich offenbar schnell und einfach identifiziert werden kann. Keine meiner beiden Mailadressen funktioniert, weder die beruflich noch die privat genutzte. Ich schreibe meinem Telefonanbieter. Der antwortet innerhalb von 24 Stunden:
Sehr geehrte Frau E., leider konnten wir Sie telefonisch nicht erreichen. Bitte melden Sie sich am Kundencenter im Internet mit der Zugangsnummer (ehemals Onlinenummer) und dem persönlichen Kennwort Ihres DSL-Anschlusses an. Beides ist Bestandteil Ihrer persönlichen Zugangsdaten, welche laut Recherche bei Anmeldung Ihres Anschlusses postalisch versandt wurden. MfG usw.
Das war jetzt im höchsten Maße redundant (nicht erreichbar) und selbstreferentiell. Ganz ehrlich: Von einer Onlinenummer höre ich zum ersten Mal. Nun ist es so, dass ich zuhause durchaus einige Aktenordner mit Verwaltungsunterlagen aus verschiedensten Epochen im Regal stehen habe. Die Einrichtung des Internetzugangs überließ ich einst Profis. Die Daten dazu wurden anschließend abgeheftet. Als Dolmetscherin und Übersetzerin bin ich etwa das halbe Jahr auf Dienstreisen oder im Ausland, um meine Sprachkompetenz aufrecht zu erhalten. Dickleibige Verwaltungsordner pflege ich bei berufsbedingten Ortsveränderungen nicht mit mir zu führen. Denn zum Telefonanschluss kommen ja noch weitere Anbieter und Daten, Kennziffern, Kunden- und Buchungskontonummern hinzu.
Die Kernbestandteile meines Büros reisen in Form eines schmalen Klapprechners mit. Ich bin fast überall auch Onlinekundin. Die mir zugesandten oder -gemailten Zugangsdaten kann ich dabei stets einfach ändern und anpassen. Rechnungen bekomme und bezahle ich online, Auftragsdetails passe ich online an, Probleme übermittele ich auf gleichem Wege.
Daher frage ich mich bestürzt und den Anbieter gleich mit, ob es keine einfachere Möglichkeit gebe, mich einwandfrei zu identifizieren. Zum Beispiel über eine der oben erwähnten Ziffernfolgen. Mal sehen, was als Antwort kommt.
Liebe Telefondienstleister, was Sie treiben, entspricht nicht mehr der Lebenswirklichkeit der mobilen Generationen. Am Arbeitsplatz, auf Dienstreise oder aus dem Ausland kann ich mich nicht stundenlang zu Bürozeiten in irgendwelchen Telefonwarteschlangen herumtreiben. Und ob Sie's glauben oder nicht: Ich habe niemanden zuhause sitzen, kein Hausfrauchen und auch keinen festangestellten Assistenten, die oder der mir die ganze Verwaltungsarbeit abnimmt.
Es wäre also schön, wenn Sie den Verwaltungsanteil des von Ihnen angebotenen High speed-Netzes des 21. Jahrhunderts so modernisieren könnten, dass er sich nicht mehr wie frühe 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts anfühlt. Oder soll ich mal kurz ausländische Nachrichtendienste um die ominöse Onlinenummer anhauen? Vielleicht könnten die mir schnell(er) weiterhelfen?
Vielen Dank im Voraus für Ihr Verständnis,
C.E.
______________________________
Foto: C.E. (Archiv)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen