Willkommen auf den Blogseiten einer Spracharbeiterin. Hier denke ich darüber nach, was wir als Konferenzdolmetscher und Übersetzer so machen, natürlich stets unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse. Heute: Blick auf den Schreibtisch.
So sieht mein Schreibtisch gerade aus, oder zumdindest ein Teil davon: probesitzen im Großraumbüro eines Verlagshauses. Dabei stellt sich mir die Frage, wie ich morgen arbeiten will. Einer meiner Rahmenvertragskunden, seit acht Monaten bin ich für ihn tätig, hat derzeit einen ungenutzten Schreibtisch, den ich immer mal wieder nutzen darf.
Mein Berufsleben außerhalb von Kabine, Botschaft, Sitzungssaal, Behörde, Filmset, Theater, Kino, Seminar usw. fühlt sich damit anders an. Ich habe jetzt hier Kolleginnen und Kollegen, die ich sehr viel öfter sehen kann als die verschiedenen Ko-Kabinen. Im Gegenzug darf ich meine Büromitmenschen mit frischen Infos aus frankophonen Landen versorgen, ab und zu mit halbem Ohr hinhören und Bewerbungsgespräche im Auftrag des Kunden inzwischen im Alleingang führen.
Was ich weiß: Für höchst kreative Arbeiten, also Drehbuchübersetzungen sowie eigenes Schreiben (im Sommer das 2. Buch fertig), ist ein Großraumbüro nichts. Für alles andere, Recherchen, Radiosendungen abhören zum Einhören auf Sprechende, Vokabelrecherchen, Lernen, Verwaltungsarbeit usw. ist der Anschluss an einen "normalen" Büroalltag positiv. Als Erstgeborene einer kinderreichen Familie mag ich ein gewisses "Grundrauschen" sehr, kann mich kurz unterbrechen und finde anschließend schnell wieder in meine Aufgaben rein.
Derzeit erwäge ich sogar, mir für ab dem Herbst eine halbe Stelle zu suchen, das ist sicher eine Reaktion auf stets klamme bis pleitegehende Film- und Fernsehbetriebe, in der Branche habe ich traditionell viele Kunden, aber vor allem, weil es mir überraschend gut gefällt, Arbeitsalltag mit Kollegen über längere Zeiträume mitzuerleben. (Angebote werden freundlich entgegengenommen.)
Auf dem Schreibtisch: Letzte Interviewterminplanungen eines deutsch-französischen Dokumentarfilmdrehs, den Dolmetscheinsatz vom Wochenanfang nachbereiten, eine Vertragsübersetzung kalkulieren, diverse Rechnungen, eine Drehbuchübersetzung gegenlesen (Kurzfilm, pro bono-Projekt).
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Foto: C.E.
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