Montag, 6. Juli 2009

Ironieverständnis nach Dolmetscheinsätzen

Was Neurologisches: Nach einem mehrtägigen, stressigen Dolmetscheinsatz fällt mir an mir selbst auf, dass ich weniger gut ironische Bemerkungen verstehe. Ich bin am Telefon mit Familie, mein Bruder will endlich weg vom PC und auf Apple umsteigen, dann werden Arbeitssituationen und Krankenakten besprochen, Frühstücksbrötchen und der Tee kommentiert, den wir mit gehörigem Abstand da gerade "gemeinsam" trinken. Die Familie bekommt auch noch Besuch und stellt das Telefon laut, Worte fliegen hin und her, der Tonfall ist wie oft unter Geschwistern und Leuten, die sich mögen, ein wenig rauh und sehr herzlich.

Irgendwann werde ich kurz veräppelt, verstehe die Ironie erst durch das Lachen der anderen. Dann sagt mein Vater: "Nee, keine Sorge, wir haben dich gar nicht veräppelt!" Darauf der Bruder (kauend): "Aber ich werde gleich veräppelt!"

Zweiter Witz, den der erste eigentlich schon vorbereitet hatte, und noch immer sucht mein Hirn in sich taub anfühlenden Gefilden. Sprache, wörtlich genommen, von einem Idiom oder Sprachniveau und Bereich zum nächsten über Eck gedacht, das ist normalerweise eine Spezialität der Großfamilie, in der ich aufgewachsen bin. Ebenso Kalauer, die sehr gerne sehr schlecht sein dürfen.

Kurz: Mein Gehirn ist im Ruhemodus, nachdem es tagelang auf Tempo ausgehendes Hin- und Her geliefert hat. In einer adrenalindominierten Dolmetschsituation hätte ich derlei wohl verstanden, mit ausgeruhtem Hirne wohl auch, nicht aber in den Stunden oder Tagen, in denen mein Denkapparat untertourig läuft, wie es nach (oder auch vor) dem Dolmetschen der Fall ist.

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