Die Textweberei ist noch in vollem Gange. Und vermutlich werde ich zwischen den Jahren, wenn mein Blog in die Winterpause geht, weiter übersetzen.
Eine spannende Anfrage hatte mich für die letzten Tage ereilt, Wochenendzuschlag inklusive: Ich durfte eine längere Reportage aus einer Zwischensprache in gutes Deutsch bringen. Das Originalbuch war auf Englisch geschrieben worden, die Erstübersetzerin ist eine Deutsche, die schon lange in den USA lebt. Entsprechend bizarr hat an manchen Stellen die erste Fassung angemutet. Perfektes Denglish war das. Es ging nicht selten mit Verarmung der Sprache einher, denn nicht alles, was an Ideen hinter einem bestimmten Begriff stand, kam in der Zielsprache auch nur halbwegs an.
Beispiel für das Sprachdilemma: die Vokabel "der Job". Hierzulande wird der Begriff immer häufiger dann verwendet, wenn jemandem das Wort "Beruf" zu altbacken vorkommt. Aber sind die Wörter wirklich Synonyme? Schnitt: Wir sitzen auf dem Spielplatz im Herzen New Yorks, eine Freundin und ich, Spielplätze gibt's hier nicht so viele, entsprechend groß ist das Gedränge. Der Filius "meiner" New Yorkerin hat sich gerade mit einem Kind um Sandkastenfläche und Schippe gestritten.
Am Ende weinen beide. Der eine Mini, unsere Seite, lässt sich gerade noch fertigtrösten, die Gegenseite ist schon wieder im Sand. Schaut rüber. Hier gibt es Kekse. Meine Freundin schickt ihren kleinen Rabauken los, einen Versöhnungskeks anzubieten. Was dieser tut. Gebäck wird angenommen, friedliches Weiterspiel deutet sich an. Good job ruft meine Amerikanerin ihrem Sohn zu, "gut gemacht".
Aus dem Sachs-Villatte |
Rückblende: Vor etwas mehr als zwölf Monaten, das Jahr 2013 neigte sich deulich dem Ende zu, wird irgendwo bei einem ausländischen Sender noch Geld vorhanden gewesen sein. Kinners, das müssen wir noch schnell ausgeben, sonst ist es futsch!, oder etwas in der Preislage wird daraufhin gesagt worden sein. (Kameralistik gibt's nicht nur hierzulande.) Ende 2014 fiel ein solcher Satz dann in einer deutschen Redaktion, denn Kameralistik bedeutet ja auch immer: Was bis zum Jahresende nicht ausgegeben worden ist, verfällt. Die Vergabe an die Übersetzer, die Regisseure und die Sprecher ging jedenfalls zu guten Sätzen und ohne große Verhandlungen im Rekordtempo vonstatten.
Totale, Halbnahe, Detailaufnahme, Blende, Totale, Schwenk, Halbnahe, Schnitt, der Film folgt einem eintönigen Strickmuster, der Text scheint im Nachhinein und eher zufällig hinzugekommen zu sein. Wackelt irgendwo ein Übergang, wird geblendet, fehlt jeglicher Zusammenhang, folgt eine Schwarzblende.
Wir nehmen das Material und ribbeln auf: Ich den Inhalt, der Regisseur die Form, dann wird neu gewoben: Der Synchronregisseur wird beim Neuweben die Wörter großzügiger auf die stummen Passagen verteilen und die eine oder andere Synchronizität zwischen Bild und Text einbauen, die wir ja in Deutschland so sehr lieben.
Hier bedeutet übersetzen also, schnell den Inhalt wiederzugeben, Fakten zu überprüfen, Fundstellen zu verlinken und Vorschläge zu machen, was an welcher Stelle noch reinkönnte.
Zum Glück ist die Arbeit mit diesem Filmstoff nur ein "Job", schnelle Ausübung des Handwerks. Als Beruf möchte ich sowas nicht immer machen müssen. Mein Buchstabenhandel ist sonst anspruchsvoller. Trotzdem nehme ich gerne solche Jahresendjobs an. Mal sehen, was die Woche noch bringen wird.
EDIT: Gewoben wird auch hier: klick!
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Foto: C.E.
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