Donnerstag, 2. Oktober 2014

Nackenknebel

Hallo! Sie le­sen im ersten Weblog Deutschlands aus dem Inneren der Dol­met­scher­ka­bi­ne! Hier schreibt eine Übersetzerin und Dol­met­scher­in, deren zweite Haupt­ar­beits­spra­che Französisch ist. 
 
Nackenbügelmikrofon mit Taschensender
Neulich suchten wir beim Einsatz nach dem Mikrofon. Wir sahen nur ein dünnes Metallgestell, das sich bei näherem Hin­­se­­hen als ein kleiner Mikrofonknopf mit Festmachung erwies. Dieses in Fach­­krei­­sen "Nackenbügelmikrofon" ge­nann­te Etwas hat sich leider als ziem­lich ein­schnei­den­des Erlebnis erwiesen. Auch der fliegende Wechsel, den wir als Dol­met­scher regelmäßig üben, ge­stal­te­te sich als nicht immer einfach.

Der Bügel muss erst vom Kopf gelöst, übergeben und aufgesetzt werden. Das bringt aber einen kurzen Zeitverlust und weiteren Stress mit sich. Es auf ver­schie­de­ne Kopf­grö­ßen einzustellen, muss in der Knappheit der Zeit natürlich un­ter­blei­ben. Mei­ne langen Haare stören, das Genestele raubt unnötig Energie. Parallel dazu müs­sen wir zuhören, mitdenken und den Sprechreflex unterdrücken.

Rechts: Kollision mit der Brille
Der Gedanke, der dieser Er­fin­dung sicher vorausging, dass es sich nämlich mög­li­cher­wei­se frei­händig besser arbeiten ließe, ist ei­gent­lich gut, aber es fehlt ein Schritt. Denn im Fall des Nacken­bü­gel­mi­kros muss beim Dol­met­schen außerhalb der Kabine und ohne Tisch der Ta­schen­sen­der ja in der Hand ge­hal­ten werden.

Will ich aber kurz mit dem/der Kollegen/Kollegin sprechen, was im Team öfter mal vorkommt, um Begriffe abzugleichen oder Wissenslücken zu offenbaren, damit das fehlende Wort vom anderen zur raschen Verwendung notiert werden kann, muss ich am Taschensender erst die Räuspertaste suchen und bedienen, sofern ich das ver­ehr­te Pub­li­kum nicht daran teilhaben lassen möchte. Ein Handsendemikrofon kurz mal vom Körper wegzuhalten oder beim Wechsel weiterzureichen, geht nicht nur schneller, sondern läuft für die Zu­hö­rer­schaft mit weniger Nebengeräuschen ab (bzw. mit gar kei­nen) als das Fummeln am Nackenteil.

Der Druck des Haltebügels am Kopf des Kollegen hat jedenfalls einen Abdruck hin­ter­las­sen, der eine Stunde später noch sichtbar war.

Abdruck und Sender
Bei uns beiden fiel das Zaum­zeug mit seinem Nacken­kne­bel komplett durch.

Ich weiß nicht, wie es die an­de­ren Sprachmittler sehen, aber wir empfehlen allen Kun­den und Tech­nik­lie­fer­an­ten, die gebuchten Dol­met­scher im Vor­feld nach ihren Wünschen zu befragen.
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Fotos: C.E.

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