Mittwoch, 6. November 2024

Bonjour

... und herz­lich will­kom­men auf mei­ner Blog­sei­te! Was Dol­met­scher und Dol­met­scherin­nen be­schäf­tigt, kön­nen Sie hier seit 2007 mit­le­sen. Das Jahr biegt lang­sam in die Ziel­ge­ra­de ein!

Herbstsaison
Dolmets­chen bei Kon­gres­sen, für den Po­li­tik­be­trieb, auf De­le­ga­tions­rei­sen, bei Werks­be­sich­ti­gun­gen, Hin­ter­grund­ge­sprä­chen oder Ver­wal­tungs­vor­gän­gen, in Kanz­lei oder Kran­ken­haus, un­se­re Ein­sät­ze sind über­aus viel­fäl­tig.

In den letz­ten Jah­ren sind wir im­mer öft­er auch online gefragt. Da diese Über­tra­gungs­art für alle an­stren­gen­der ist, klei­ne Mo­ni­tor­bil­der, ge­stauch­te und damit un­na­tür­liche Stim­men, Rau­schen oder Echos, sind die­se Ein­heiten meis­tens kür­zer als nor­ma­le Ein­sätze.
Zur Pla­nung Ihres Dol­metsch­be­darfs er­rei­chen Sie mich be­quem per Mail an ca­ro­line@adazylla.de. Da ich in Teil­zeit ei­ne An­ge­hö­ri­ge pfle­ge, bit­te ich um schrift­li­che Kon­takt­auf­nah­me.

Es gibt ke­ine Bü­ro­sprech­stun­den
Wir freu­en uns auf Ihre An­fra­ge!

Bit­te be­ach­ten Sie: Krea­ti­ve Tex­te über­tra­ge ich selbst nur ins Deut­sche; an­de­re Spra­chen deckt un­ser Netz­werk ab. Do­ku­men­te be­ar­bei­ten Kol­le­gin und Kol­le­ge au­ßer­halb Ber­lins (im Post­ver­kehr).

Da wir nicht nur Spra­char­bei­terin­nen und Sprach­ar­beiter sind, son­dern auch Men­schen, die be­ob­ach­ten und Ihre Epo­che do­ku­men­tieren, fin­den Sie auf den fol­gen­den Sei­ten mein mit­un­ter sub­jek­tiv ge­präg­tes Ar­beits­ta­ge­buch.

P.S.: Die­se Sei­te ist für die An­sicht im Web­lay­out op­ti­miert, weil sonst Text­pas­sa­gen hin­ter den Fo­tos ver­schwin­den.

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Fo­to: C.E.

Montag, 28. Oktober 2024

Montagsschreibtisch (66)

Wie Über­set­ze­rin­nen und Übersetzer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seit 16 Jah­ren. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch; mei­ne Bü­ro­kol­le­gin ar­bei­tet als Über­set­ze­rin, al­so schrift­lich, mit Ziel­spra­che Eng­lisch.

Hier tritt nach ei­nem kur­zen Blick auf den Schreib­tisch er­neut ei­ne "Sen­de­pau­se" ein. Die Kon­fe­renz­sai­son ist auf ih­rem Hö­he­punkt, und bei ei­ner mehr­tä­gi­gen De­le­ga­tions­rei­se dür­fen wir zwei Dol­met­sche­rin­nen so­gar noch die Grup­pen­lei­tung er­set­zen, denn der Tea­mer hat sich kurz vor der Ab­reise et­was ge­bro­chen.

Noch ist alles leer im Konferenzzentrum ...
Eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn
The­men:

⊗ Tran­si­tion der Wirt­schaft: Nach­hal­tig­keit, Was­ser, Ener­gie, Nah­ver­sor­gung; das Ganze in Zu­sam­men­hang mit Bo­den­ver­brauch und Städ­tepla­nung.



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Fo­to: C.E.

Sonntag, 27. Oktober 2024

So ein Rummel aber auch!

Ob rein zu­fäl­lig oder ge­plant: Sie sind hier mit­ten in ein di­gi­ta­les Ar­beits­tage­buch hin­ein­ge­ra­ten. 

stet's frisch (das "s" überklebt, trotzdem sichtbar)
Deppen-Apostroph (Schatten)

Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­le­rin (so wer­den Dol­met­scher und Über­set­zer zu­sam­men­ge­fasst) ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Mar­seille, Hei­del­berg und dort, wo man mich braucht. Heute einige Wor­te zu den Grund­la­gen mei­ner Ar­beit. Recht­schrei­bung ge­hört dazu, und auf­grund der nicht immer logischen Recht­schreib­re­form schla­gen auch wir im­mer wie­der Be­grif­fe nach.
Etwas leichter ist die Regel mit dem Apostroph.

Mülltonne in Form eines Haifischmauls
Ge­sun­der Hun­ger
Der steht zum Bei­spiel im­mer und grund­sätz­lich, wenn ein "e" aus­ge­fal­len ist. Hier oben war er ein­deu­tig falsch.

Auch Groß- und Klein­schrei­bung sind im Deut­schen wich­tig. Hier ein Bei­spiel­satz, der, in zwei un­ter­schied­lichen Wei­sen ge­schrie­ben, die ge­gen­tei­li­ge Be­deu­tung hat: Ich hatte mit­nich­ten ei­nen schö­nen Sonn­tag. Ich hatte mit Nich­ten ei­nen schö­nen Sonn­tag.

OK, bei Rum­mel­platz­lärm hat die gan­ze An­ge­le­gen­heit für die zar­ten Dol­met­sche­rin­oh­ren et­was Schil­lern­des, in­so­fern stim­men bei­de Be­deu­tun­gen. Ei­gent­lich mag ich sol­che Ver­an­stal­tun­gen nicht.

Beim Riesenrad saß Gérard Depardieu in der Ecke mit den Putzsachen
Gé­rard war auch da­bei!
Aber Rie­sen­rad bei Son­nen­un­ter­gang und sal­zi­ges Pop­corn und vor al­lem die strah­len­den Äug­lein der Fräu­leins auf dem Kin­der­ka­rus­sell sind schon schön.

Pass­end da­zu sag­te auch mei­ne Schwes­ter: "So schlimm wie beim letz­ten Mal ist's heu­te nicht." 

Bis­schen Rum­mel­platz am En­de ei­nes mit an­de­ren Ak­ti­vi­tä­ten schön ver­brach­ten Ta­ges, mü­de Fräu­leins, die hier noch≈mal rich­tig wach sind, so ähn­lich ha­ben wir's in un­se­rer Kind­heit er­lebt. Un­sere El­tern ha­ben es mit sol­chen "zi­vi­li­sa­to­ri­schen Er­run­gen­schaf­ten" schon ge­nau­so ge­macht und da­für ge­bührt ih­nen gro­ßen Dank!

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Fo­tos: C.E.

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Warum nicht?

Hier schreibt eine Sprach­ar­bei­te­rin über den All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen. Ich habe eine Wet­te ver­lo­ren. An­lass war eine Fort­bil­dung in Sa­chen Text­ar­beit. Der Preis fürs Wet­ten­ver­lie­ren, den ich jetzt zu zah­len ha­be: Ich muss eine neue Ka­te­go­rie auf­ma­chen. War­um nicht?

Mam­ma mia, ich wet­te ja nur sel­ten, weil ich un­gern ver­lie­re. Jetzt war ich bei einer Fort­bil­dung in Sa­chen Text­ar­beit, die ich als Do­zen­tin be­sucht ha­be. An­schlie­ßend durf­te ich in einem an­de­ren Se­mi­nar bei einem Wis­sens­quiz mit­ma­chen. Jede von uns muss­te im Vor­feld schät­zen, wie viel Pro­zent rich­ti­ge Fra­gen wir denn ab­zu­lie­fern ge­däch­ten, wo­bei im Vor­feld klar­ge­stellt wur­de, dass es kei­ne Fra­gen zu den The­men Ma­the­ma­tik, Sport oder Schla­ger ge­ben wür­de.

Mei­ne Schät­zung: 80 Pro­zent. Mein Er­geb­nis wa­ren 79 Pro­zent, knapp vor­bei, nun muss ich lie­fern. Ich neh­me eine Kar­te aus einem an­de­ren Spiel (... des­sen Ti­tel oben steht).

Öhm. Weil ir­gend­wel­che KI-Nerds un­se­ren Zweit­be­ru­fe ka­pern möch­ten, das Über­set­zen, und ei­nen zum "Auf­räu­mer" in Sa­chen au­to­ma­tisch über­tra­ge­ner Vor­la­gen de­gra­die­ren möch­ten zu einem Bruch­teil der al­ten Ho­no­ra­re, was je nach Art des Aus­gangs­texts mal klappt, mal nicht, also meis­tens nicht, denn hier wird nur aus­ge­spuckt, wie es mit rein ma­the­ma­tisch höchs­ter Wahr­schein­lich­keit wei­ter­geht, was bei we­ni­gen, hoch­gra­dig nor­mier­ten und for­ma­li­sier­ten Text­for­men hin­hau­en mag, meis­tens aber stel­len­wei­se da­ne­ben­geht — bis ganz grund­sätz­lich am Ziel vor­bei­schießt, al­so des­we­gen könn­te ich schon meckern.

Und die­se Nerds for­dern von den Kol­le­gen und­ Kol­le­gin­nen, dass sie un­be­zahlt die Tor­hü­te­rin­nen für die­se Mons­ter sind, al­so oh­ne Be­zah­lung bei hell­wa­chem Geist und mit dem Hin­ter­grund jah­re­lan­ger Er­fah­rung Satz für Satz, Wort für Wort kon­trol­lie­ren, was har­te Ar­beit ist, da sich der Flow nicht ein­stellt und meh­re­re Durch­gän­ge er­for­dert, um die 20 Pro­zent größ­ten Bull­shit zu fin­den und zu rich­ten.

Fürs Dol­met­schen gilt das Glei­che, nur dass die ma­schi­nel­len Feh­ler­ein­fall­to­re "Spra­che zu Text" und "Text zu Spra­che" noch hin­zu­kom­men.

Ist das An­mer­ken die­ser feind­li­chen Über­nah­me­ver­su­che ei­gent­lich meckern? Ich glau­be nicht. Es ist eher eine Fest­stel­lung, ge­paart mit Selbst­ver­tei­di­gung.

Al­so ja. Nun bin ich in so vie­len Be­rei­chen un­ter­wegs, ar­bei­te als Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin über Wis­sens­ba­sier­tes, dass ich eben auch sehr vie­le Lö­sun­gen se­he, die der Um­set­zung har­ren. Al­so ich muss fest­stel­len, dass das al­les sehr lan­ge dau­ert. Ers­te Kon­fe­renz über Mi­kro­plas­tik und ih­re Ge­fah­ren: 2008. Die ers­ten An­fän­ge, dass das ins kol­lek­ti­ve Be­wusst­sein kommt, Mi­kro­plas­tik in Was­ser, Luft, Fi­schen, so­gar in der Na­bel­schnur von Neu­ge­bo­re­nen ist ein The­ma seit: 2023 viel­leicht?

Fest­stel­lun­gen al­so.

Da ich zum Team Fa­mi­li­en­pfle­ge ge­hö­re, und wir Pfle­gen­den uns ziem­lich vom Staat al­lein­ge­las­sen füh­len, na­ja, nun ja, sind mei­ne Er­fah­rungen dann Mec­ke­rei?

Da ich alle drei Wo­chen zur Pfle­ge pen­dle (oder öf­ter), da­zu die Bahn nut­ze ...

Ich lie­fe­re noch rasch den Un­ter­schied zwi­schen Be­schwer­de, knapp, tro­cken, be­rech­tigt, und nör­geln und me­ckern, mög­li­cher­wei­se auch be­rech­tigt, aber raum­grei­fend, de­tail­liert, meis­tens auch be­rech­tigt, aber vor al­lem ei­nes: an­stren­gend.

Und nun, ta­daa: Hier­mit ver­ord­ne ich mir eine Wo­che Nör­gel­fas­ten, das Wort ha­be ich auch vom Se­mi­nar mit­ge­bracht. Ach was, zehn Ta­ge! Ich wer­de be­rich­ten.


P.S.: Dem Kar­ten­spiel, dem ich leicht­fer­ti­ger Wei­se den Ti­tel ent­nom­men ha­be, wer­de ich dem­nächst einen ei­ge­nen Bei­trag wid­men. Es han­delt sich um ein Zeit­do­ku­ment aus brau­nen Jah­ren, das die deut­sche Le­bens­wirk­lich­keit in der 1. Hälf­te der 1940-er Jah­re wi­der­spie­gelt, und es ist ein Bei­spiel für Fra­ming, Ma­ni­pu­la­tion und Ideo­lo­gi­sie­rung der Frei­zeit. Ich ha­be es zu­fäl­lig beim Tröd­ler ent­deckt.
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Foto: C.E.

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Goo­gar­goy­le

Gu­ten Tag oder gu­ten Abend! Sie sind mit­ten in ein Ar­beits­ta­ge­buch hin­ein­ge­ra­ten, in dem sich al­les um Spra­che, Dol­met­schen, Über­set­zen und Kul­tu­ren dreht. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­le­rin ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Mar­burg und dort, wo ich ge­braucht wer­de. Heu­te wie­der: KI-Mitt­woch.

Wasserspeier
Der di­gi­ta­le Was­ser­spei­er heißt Googargoyle
Goo­gle, wir müs­sen re­den, und zwar dr­ing­end.

Bei na­he­zu al­lem, mit dem ich täg­lich ar­bei­te, muss ich In­ter­net­re­cher­chen be­trei­ben, um mehr Hin­ter­grund oder Fach­be­grif­fe zu fin­den, um Schreib­wei­sen zu prü­fen und um man­che kri­ti­schen Punk­te ab­zu­glei­chen.
Seit der KI-Hype los­ge­gan­gen ist, bist Du oft nutz­los ge­wor­den.

Ach du, Googargoyle, du Mut­ter al­ler di­gi­ta­len Da­ten­spei­er! Seit ei­ner Wei­le bie­test Du mir im­mer öf­ter vor­sor­tier­te In­fos an, die al­ler­dings von der KI zu­sam­men­ge­stellt wor­den sind. Wenn ich für die Ar­beit auf der Su­che nach be­reits über­setz­ten Tex­ten zu ei­nem ju­ris­ti­schen The­ma bin, ist der An­teil von "Pu­bli­ka­tio­nen", die ein­fach nur das Er­geb­nis au­to­ma­ti­scher "Ü­bel­set­zun­gen" sind, viel zu hoch. Und was da drin­steht, ver­wirrt in der Re­gel mehr als es hilft.

Dei­ne Zu­sam­men­fas­sung pas­sen nicht zur Kom­ple­xi­tät mensch­li­chen Den­kens (wo­bei die Kom­ple­xi­tät ju­ri­sti­schen Den­kens noch­mal et­was an­de­res ist, cha­peau !) Oder bei all­ge­mei­ne­ren ju­ri­sti­schen The­men, wir ha­ben wie­der­holt für den deut­schen An­walt­ver­ein und sein fran­zö­si­sches Pen­dant ge­dol­met­scht, oder aber für fran­zö­si­sche und deut­sche In­sol­venz­ver­wal­ter:in­nen.

Es strengt an, Murks zu le­sen und sich dann da­von wie­der zu lö­sen. Ich muss mich dann im­mer mühsam in die tie­fe­ren Ge­fil­den des Welt­wei­ten vor­kämp­fen. Zum Glück ken­ne ich Dich nicht erst seit ges­tern, dich und das Welt­wei­te. Manch­mal stel­le ich die Such­ma­schi­ne schon so ein, dass mir nur Sei­ten von 2022 oder frü­her an­ge­zeigt wer­den.

Das ist üb­ri­gens ein |gu­ter| unschö­ner Grund Dir zu­neh­mend un­treu zu wer­den. Mei­ne Wahl heißt E­co­sia, Duck­Duck­go, Lilo oder Bing. Ich wech­se­le oft.

Und nein, wir Sprach­ar­bei­ter:in­nen möch­ten jetzt nicht fo­ren­si­sche Lin­gu­is­tik stu­die­ren müs­sen, nur um so wei­ter­ar­bei­ten zu kön­nen, wie wir es ge­wohnt wa­ren.

Prompt: Genera la ilustración de una mujer universitaria, elegante :vestida de camisa blanca, chaleco negro, falda, pantimedias y zapatos negros bailando una pandereta.
So sieht Pixlr ei­ne tan­zen­de Aka­de­mi­ke­rin
Da­ran lassen sich KI-Tex­te gut er­ken­nen: Sie sind der Durch­schnitt des Durch­schnitts, brin­gen im­mer die al­ler­wahr­schein­lichs­ten Wör­ter im An­schluss auf die Stich­wör­ter der Zeit, lie­fern Wort­hül­sen und Un­kla­res, rei­hen Plat­ti­tü­den mun­ter an­ein­an­der, sie ver­mei­den der­zeit zu gen­dern und ha­ben auch ger­ne mal für uns Men­schen un­lo­gi­sche Über­gän­ge, As­so­zi­a­tio­nen oder Ana­lo­gi­en.
Au­ßer­dem fällt auf, dass es kaum Flüch­tig­keits- oder Tipp­feh­ler gibt, da­für das ei­ne oder an­de­re "Drei­bein".

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Il­lus­tra­tion: Pixlr.com (Zufallsfund, 
Prompt als Text "hinter" dem Bild)

Dienstag, 22. Oktober 2024

Berechnete Zeit

Bien­‍ve­nue auf den Sei­ten des di­‍gi­ta­‍len Log­‍buchs ei­‍ner Sprach­‍ar­‍bei­‍te­‍rin. Was Dol­‍met­‍sche­‍rin­‍nen und Über­‍set­‍ze­‍rin­‍nen (und Dol­‍met­‍scher und Über­‍set­‍zer) ma­‍chen, wie sie bzw. wir ar­‍bei­‍ten, be­‍schrei­‍be ich hier. Fran­‍zö­‍sisch ist mei­ne zwei­‍te Ar­‍beits­‍spra­‍che, Eng­lisch die so­ge­nann­te "pas­si­ve" Spra­‍che. Heu­‍te folgt ein Mi­‍ni­‍rück­‍blick.

Ein mehrtägiger Ein­satz auf ei­ner De­le­ga­tions­reise im Duo, wir be­su­chen ver­schie­de­ne für un­se­re Gäs­te re­le­van­te Be­hör­den, spre­chen dort mit den Gast­ge­bern, be­sich­ti­gen di­ver­se In­sti­tu­tio­nen. Am letz­ten Tag spre­chen die ein­zi­gen Gast­ge­ber des Ta­ges sehr gut Fran­zö­sisch, denn sie sind oft auf Fa­mi­li­en­be­such in Frank­reich. Ich bin über ei­ne Stun­de vor Ar­beits­be­ginn vor Ort und wer­de an dem Tag nur das ei­ne oder an­de­re feh­len­de Fach­wort souf­flie­ren so­wie kur­ze Zu­sam­men­fas­sun­gen für ei­nen Spon­tan­gast lie­fern. Auch die Gäs­‍te sind schon vor dem of­‍fi­‍ziel­‍len Start­‍zeit­‍punkt da, also le­‍gen wir los. In ei­‍ni­‍gen Stun­‍den ist das Haus wie­‍der für Pub­‍li­‍kums­‍ver­‍kehr ge­‍öff­‍net.

Oldtimer und moderne Autos, Bäume, niedrige Gebäude
An­‍geb­‍lich ein Auto in Berlin (2024) 
Die Kol­le­gin, die kurz da­‍rauf vor der Tür steht, wird da­‍her, kurz ab­ge­nickt vom End­kun­den, ei­ne Text­nach­richt von mir er­hal­ten, dass sie nicht zu kom­men braucht.
Zwi­schen dem End­kun­den und mir ste­hen zwei Rei­se­agen­tu­ren. Und drei Ar­beits­ta­ge nach Rei­se­en­de kommt von ei­ner die­ser Agen­tu­ren ein: "Die­se Ab­sa­ge hät­te ab­ge­spro­chen wer­den müs­sen, wir be­zah­len der Kol­le­gin den Tag nicht, sie ist nicht er­schie­nen".
Ich so: Wir Dol­metscher:innen stel­len nicht die ge­leis­te­ten Mi­nu­ten oder Stun­den in Rech­nung, son­dern gan­ze re­ser­vier­te Tage, ganz gleich, ob wir am En­de null, zwei oder sechs Stun­den ein­gesetzt wur­den. Ich muss­ nicht mit der Agen­tur ab­spre­chen, ob die Kol­le­gin kom­men und vor Ort selbst fest­stel­len muss­, dass nichts zu tun ist, oder nicht.
Di­e­se Um­stän­de ha­ben die ver­trag­li­che Grund­la­ge un­se­rer Ar­beit nicht be­rührt.

Und dann fällt mir ei­ne Ana­lo­gie ein: "Wenn Sie für drei Ta­ge ein Au­to mie­ten, es aber nur zwei Ta­ge lang nut­zen, weil Sie am drit­‍ten Tag fest­‍stel­‍len, dass Sie das Au­‍to nicht brau­‍chen, wird die Auto­ver­mie­tung Ih­nen na­tür­lich drei Ta­ge in Rech­nung stel­len, es sei denn, Sie ge­ben das Auto am zwei­ten Tag zu­rück UND die Auto­ver­mie­tung fin­det ei­nen an­de­ren Mie­ter für den drit­ten Tag. 

Bei uns Dol­metsche­rin­nen und Dol­metschern ist es das Glei­che."

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Foto: Pixlr.com (Zu­falls­fund)

Montag, 21. Oktober 2024

Montagsschreibtisch (65)

Herz­lich will­kom­men! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Kon­fe­renz­dol­met­scher und Über­set­zer ma­chen, wie sie ar­bei­ten, wie sie le­ben, ist hier seit 2007 re­gel­mä­ßig The­ma. Mon­tags gibt es hier ei­ne kur­ze Über­sicht über die Auf­ga­ben der Wo­che.

Altes Büro mit Ahnen­bild und meh­re­ren Schreib­ti­schen
So könn­te das Kon­tor mei­ner Ah­nen aus­ge­se­hen ha­ben
Es steht an:
⊗ Ju­bi­lä­um des Aus­lands­sen­ders RFI in Ber­lin
⊗ Kon­kur­renz und Ko­ope­ra­ti­on (im Ag­rar­be­reich)
⊗ Ag­rar­öko­lo­gie (Nach­be­rei­tung)
⊗ So­zi­al­ver­si­che­rungs­sys­tem (Nach­be­rei­tung)
⊗ KI und krea­ti­ve Welt (Vor­be­rei­tung)

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Il­lus­tra­ti­on: Dal­l:e (... bis auf die Lam­pen!)

Sonntag, 20. Oktober 2024

Upcycling (2)

Als Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin ar­bei­te ich haupt­säch­lich mit Fran­zö­sisch und manch­mal auch mit Eng­lisch, wo­bei Deutsch mei­ne Mut­ter­spra­che ist. Der Be­ruf ist vol­ler Stress­mo­men­te. Ei­ne der gol­de­nen Re­geln da­bei: Stress­re­du­zie­rung durch ei­nen kla­ren Schnitt am Abend und am Wo­chen­en­de, wo ich et­was an­de­res ma­che. Sonn­tags­bild!

Zum The­ma Up­cyc­ling ha­be ich be­reits mehr­fach ge­schrie­ben, der ers­te Bei­trag mit dem Ti­tel steht hier: klick! Re­gel­mä­ßig bin ich bei ei­ner be­tag­ten An­ge­hö­ri­gen und küm­me­re mich um Lau­ne, leib­li­ches Wohl, wir neh­men Arzt­ter­mi­ne wahr und ge­hen spa­zie­ren. 

Galerie auf einer Stoffserviette (in Gebrauch)
Jetzt, an den ers­ten re­gen­nas­sen Ta­gen, darf ich mir noch mehr ein­fal­len las­sen.

Rück­sprung in un­ser El­tern­haus: Der Kühl­schrank war ver­klei­det, Ma­gne­te ha­ben nicht so gut an ihm ge­haf­tet. In der Se­nio­ren­woh­nung der Fa­mi­lie ist das an­ders. Der gro­ße Kühl­schrank ist ei­ne Stel­le für zen­tra­le In­for­ma­tio­nen des Teams Pfle­ge. An ei­nem Ver­schenk­ort der Stadt ha­be ich leis­tungs­star­ke, nack­te Ma­gne­te ge­fun­den, die sich al­ler­dings sehr schlecht vom Un­ter­grund lö­sen las­sen, so stark sind sie. Auch von ei­ner Kon­fe­renz brin­ge ich zwei star­ke Ma­gne­te heim, mit de­nen die Na­mens­schil­der zu be­fes­ti­gen wa­ren. Sie las­sen sich kaum an­fas­sen, so flach sind sie.

Wir Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen ha­ben ei­nes ge­lernt: Schnell Lö­sun­gen zu fin­den. Dass ich das jetzt seit Jahr­zehn­ten um­set­ze, mer­ke ich sehr oft im All­tag.

Cut: Ich ge­he am Stra­ßen­rand vor­bei und se­he ein Ba­by­puz­zle mit Mee­res­tie­ren in ei­ner Kis­te mit Ver­schenk­spiel­zeug lie­gen. Oh, wie schön, die klei­ne Nich­te ist im pas­sen­den Al­ter! Al­ler­dings feh­len ei­ni­ge Tei­le, die Ko­ral­len und die Schling­pflan­zen oder so­was in der Art. Ich neh­me das Spiel doch mit, denn das Dol­met­scher­hirn hat ei­ne Lö­sung vor­ge­legt.

Mit der An­ge­hö­ri­gen ein­fa­che Din­ge zu bas­teln, wä­re ein gu­ter Ge­dan­ke. Nur war die be­tref­fen­de Per­son nie bas­tel­af­fin, und mit Se­kun­den­kle­ber zu han­tie­ren, den ich noch rasch be­so­r­ge, 99 Cent als ein­zi­ge In­ves­ti­ti­on des Pro­jekts, liegt auch nicht al­len.

Aber die gro­ße Nich­te kann ich schnell be­geis­tern. Wir be­frei­en die Ma­gne­te von al­ten Kle­be­stel­len und le­gen los. Im Bild das Er­geb­nis un­se­rer kur­zen hal­ben Stun­de. Vor­her ha­ben wir al­le Ma­gne­te ge­tes­tet, wel­che Sei­te bes­ser haf­tet, und ge­mein­sam über­legt, wo wir was hin­kle­ben. Nur beim See­pferd­chen ist der Ma­gnet leicht ver­rutscht. Macht nichts.

Auf dem Kühl­schrank ma­chen sie sich die Ma­gne­te bes­tens und lie­gen per­fekt in der Hand. Die be­schenk­te Per­son liebt Tie­re. Und mit den Fräu­leins übe ich an den Tie­ren Fran­zö­sisch, win-win-win oder so.

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Foto: C.E.