Montag, 6. Januar 2025

Bonjour

... und herz­lich will­kom­men auf mei­ner Blog­sei­te! Was Dol­met­scher und Dol­met­scherin­nen be­schäf­tigt, kön­nen Sie hier seit 2007 mit­le­sen. Will­kom­men im neu­en Jahr!

Auf dem Foto ist noch Herbst :-)
Dolmets­chen bei Kon­gres­sen, für den Po­li­tik­be­trieb, auf De­le­ga­tions­rei­sen, bei Werks­be­sich­ti­gun­gen, Hin­ter­grund­ge­sprä­chen oder Ver­wal­tungs­vor­gän­gen, in Kanz­lei oder Kran­ken­haus, un­se­re Ein­sät­ze sind über­aus viel­fäl­tig.

In den letz­ten Jah­ren sind wir im­mer öft­er auch online gefragt. Da diese Über­tra­gungs­art für alle an­stren­gen­der ist, klei­ne Mo­ni­tor­bil­der, ge­stauch­te und damit un­na­tür­liche Stim­men, Rau­schen oder Echos, sind die­se Ein­heiten meis­tens kür­zer als nor­ma­le Ein­sätze.
Zur Pla­nung Ihres Dol­metsch­be­darfs er­rei­chen Sie mich be­quem per Mail an ca­ro­line@adazylla.de. Da ich in Teil­zeit ei­ne An­ge­hö­ri­ge pfle­ge, bit­te ich um schrift­li­che Kon­takt­auf­nah­me.

Es gibt ke­ine Bü­ro­sprech­stun­den!
Wir freu­en uns auf Ihre An­fra­ge!

Bit­te be­ach­ten Sie: Mei­ne Ziel­spra­che ist in 90 Pro­zent der Fäl­le Deutsch (mei­ne Mut­ter­spra­che); an­de­re Spra­chen de­ckt un­ser Netz­werk ab. Do­ku­men­te be­ar­bei­ten Kol­le­gin und Kol­le­ge au­ßer­halb Ber­lins im Post­ver­kehr. Ich selbst bin auf krea­ti­ve Tex­te spe­zia­li­siert, an de­nen sich die KI ih­re nicht vor­han­de­nen Zäh­ne aus­beißt, so­wie auf Fach­tex­te (Mar­ke­ting, Film­pro­duk­tion, Groß­kü­chen).

Da wir nicht nur Sprach­ar­bei­terin­nen und Sprach­ar­beiter sind, son­dern auch Men­schen, die be­ob­ach­ten und Ihre Epo­che do­ku­men­tieren, fin­den Sie auf den fol­gen­den Sei­ten mein mit­un­ter sub­jek­tiv ge­präg­tes Ar­beits­ta­ge­buch.

P.S.: Die­se Sei­te ist für die An­sicht im Web­lay­out op­ti­miert, weil sonst Text­pas­sa­gen hin­ter den Fo­tos ver­schwin­den.

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Fo­to: C.E.

Montagsschreibtisch (74)

Aus dem Ar­beits­all­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen be­rich­te ich hier, ge­nau­er: Hier schreibt ei­ne Dol­met­sche­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Als Zeit­ge­nos­sin do­ku­men­tie­re ich im­mer auch ein we­nig un­se­re Epo­che. Blick auf den Schreib­tisch.

TV-Grafik: "L'amour toujour", der Untertitel: "l'amour toujours".
TV-Pro­gram­me sind stil­bil­dend
Heu­te kam die An­fra­ge rein, ei­nen eher über­sicht­li­chen fran­zö­sischen Ge­sell­schaf­ter­ver­trag durch­zu­se­hen, der mit­tel­s KI ins Deut­sche über­tra­gen wur­de. Ich ver­an­schla­ge ei­nen gan­zen Dol­metscher­ar­beits­tag und emp­feh­le, die Ver­sion noch von ei­nem Fach­an­walt ge­gen­le­sen zu las­sen, denn die Rechts­sys­te­me sind nicht deckungs­gleich.

Damit wird sogar ein zwei­tes Ho­no­rar fäl­lig. Bei ju­ris­tisch re­le­van­ten Tex­ten müss­te das selbst­ver­ständ­lich sein.

Im­mer häu­fi­ger se­he und le­se ich, dass die Men­schen da­mit eher lax um­ge­hen. Das ist ein Phä­no­men der Zeit. Die Ent­wick­lung wird so lau­fen: Ent­we­der be­kom­men wir bald al­les Ju­ris­tische auf Eng­lisch (oder auf Chi­ne­sisch), oder aber es wer­den über­all wie­der Pro­fis hin­zu­ge­zo­gen.

Auch an­de­ren Stel­len wün­sche ich mehr Feh­ler­be­wusst­sein. Im­mer häu­fi­ger fällt auf, dass in den öf­fent­lich-recht­li­chen Me­di­en auf Dol­met­scher ver­zich­tet wird. Die Leu­te müs­sen Eng­lisch spre­chen, so­gar bei Ar­te. Feh­ler sind pro­gram­miert. Un­e­le­gant ist es ohn­ehin. Ich er­in­ne ein wei­te­res Mal an Hans-Diet­rich Genscher (*), den ich 2010 ver­dol­met­schen durf­te. Zi­tat: "Auf Eng­lisch sa­ge ich, was ich sa­gen kann, aber in mei­ner Mut­ter­spra­che sa­ge ich, was ich sa­gen will."

Im­mer we­ni­ger Re­dak­ti­o­nen fra­gen nach (oder su­chen nach der In­fo im Netz), wie dies oder das nun wirk­lich ge­schrie­ben wird. An man­geln­der Kennt­nis des "Neu­lan­des" In­ter­net scheint es nicht zu lie­gen, schie­len doch ex­akt die­se von mir im­mer hef­tig als Maß­stab ver­tei­dig­ten Me­di­en bei der Be­set­zung von Mo­de­ra­to­ren­stel­len in Rich­tung In­ter­net.

Das ver­mut­lich be­kann­tes­te TV-Kul­tur­ma­ga­zin möch­te ei­nen frau­en­feind­li­chen In­flu­en­cer mit der Mo­de­ra­ti­on be­auf­tra­gen, weil es ein aus dem Netz be­kann­tes Ge­sicht ist. Lie­be An­stal­ten, er­laubt mir den et­was ba­sa­len Witz, der al­ler­dings ziem­lich treff­end ist: Das Wort In­flu­en­cer klingt sich nicht zu­fäl­lig ge­nau­so wie ei­ne kur­ze und hef­ti­ge Er­kran­kung. Al­so bit­te nicht. Auch das geht vor­bei.

Eine an­de­re TV-Mo­de­ra­ti­on be­rich­tet heu­te Mor­gen über die Ver­lei­hung der 82. Golden Globes und nennt sie den Auf­takt der "Ver­lei­hungs­sai­son". Da­hin­ter steckt der Be­griff award season. Das eng­li­sche Wort season be­deu­tet auf Deut­sch so viel wie "Jah­res­zeit". Wie wär's mit "Jah­res­zeit der Film­prei­se"? Die Os­cars wer­den am Sonn­tag, dem 2. März 2025, ver­ge­ben. Passt.

De­mi Moore, Preisträ­ge­rin der Golden Globes ap­pel­liert an uns, ihre Ge­schlechts­ge­nos­sin­nen, und der O-Ton da­run­ter ist noch gut zu hö­ren: put down the mea­su­ring stick. Der Re­por­ter über­trägt das wört­lich: die Frau­en mö­gen "die Mess­la­t­te bei­sei­te­le­gen".

Die Sen­der ha­ben ei­nen Bil­dungs­auf­trag, dem sie oft ge­nug mit zu sei­chen In­hal­ten nicht nach­kom­men. Zu kom­ple­xe Be­grif­fe schreck­en aber auch ab, ge­ra­de in der Kul­tur­be­richt­er­stat­tung. Ich fürch­te, dass die Ge­ne­ra­ti­on mei­nes Pa­ten­zieh­sohns das Wort "Mess­la­t­te" nicht mehr kennt. Die ein­fa­che­re Über­tra­gung wä­re al­so hier ge­we­sen: "sich nicht mehr mit an­de­ren (zu) mes­sen / zu ver­glei­chen".


Mein P.S. zur Il­lus­tra­tion: Zwei Tipp­feh­ler in ei­nem Bild, und zwar im sa­ti­ri­schen Jah­res­rück­blick der Sen­dung "Fron­tal": "sa­ti­risch" schreibt sich klein (und Men­schen (ver)­ler­nen auch durch Me­dien­kon­sum Recht­schrei­bung). L'amour tou­jours wur­de von der Per­son, die die Un­ter­ti­tel re­di­giert hat, rich­tig ge­schrie­ben, in der Fern­seh­gra­fik nicht. Den Jah­res­rück­blick von Wer­ner Doyé und An­dre­as Wie­mers kann ich sonst sehr emp­feh­len!

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Fo­to: Fron­tal (ZDF)
*: Hans-Diet­rich Gen­scher, dienst­äl­tes­ter
deut­scher Au­ßen­mi­nis­ter (1974 bis 1992)

Sonntag, 5. Januar 2025

Museumswochenende (1)

Spiegel in der Vitrine, Spiegelung eines Gesichts darin
Mein kri­ti­scher Blick aufs De­tail
Wie wir Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, ist seit 2007 Ge­gen­stand die­ses Web­logs. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, und die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Sonn­tags­fo­tos!

Was macht die Dol­met­sche­rin mit ei­nem ge­schenk­ten Wo­chen­en­de, ge­schenkt des­halb, weil kein Ter­min­druck mehr herrscht? Eine Freun­din be­su­chen (denn in der Woh­nung ist es kalt) und ins Mu­se­um ge­hen! Und Ge­gen­stän­de in der Vi­tri­ne se­hen, die frü­her bei der Oma in der Kom­mo­de wa­ren, ed­le Tei­le, die heu­te im Bank­schließ­fach si­cher ver­wahrt sind.

Ge­se­hen im "Deut­schen Le­der­mu­se­um" in Of­fen­bach, von links nach rechts, hier der An­fang der "Ob­jekt­schil­der" (le car­tel auf Fran­zö­sisch, ob­ject la­bel auf Eng­lisch):

— Abend­tasche, um 1910, Eu­ro­pa
— Zi­gar­ren­etui, um 1928, Of­fen­ba­cher Le­der­wa­ren
— Beu­tel, um 1840, Eu­ro­pa

Se­hens­wer­te Aus­stel­lun­gen zum The­ma Tas­chen und Le­der

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Fo­to: C.E.

Freitag, 3. Januar 2025

Stop and Go

Bon­jour auf mei­nen Web­log­sei­ten! Ich bin Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin und ar­bei­te haupt­säch­lich mit Fran­zö­sisch und manch­mal auch mit Eng­lisch, wo­bei Deutsch mei­ne Mut­ter­spra­che ist. Der Be­ruf ist vol­ler Stress­mo­men­te. Auch ein Schnell­start von null auf hun­dert plus an­schlie­ßen­der Voll­brem­sung ist Stress. Der Um­gang da­mit will ge­lernt sein. Der Hin­ter­grund zur La­ge ist übri­gens mal wie­der die KI.

Spätschicht mit ehrenamtlichem Dolmetschen
Un­ter­schied­li­che Text­va­ri­an­ten ei­nes zu über­set­zen­den Tex­tes zu prü­fen und da­bei Un­stim­mig­kei­ten fest­zu­stel­len, so­was macht kei­nen Spaß. Der Aus­gangs­text, der das Ori­gi­nal sein soll, klingt stel­len­wei­se ko­misch, ist un­lo­gisch, weist ir­ri­tie­ren­de Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten auf. Ich pro­bie­re "Über­set­zungs"­soft­ware aus. Hier­bei be­schrän­ke ich mich auf Ir­ri­tie­ren­des aus zwei Ab­sät­zen; der Text un­ter­liegt ja dem Ur­he­ber­recht, bei der On­line-­Text­ver­ar­bei­tung ist ja erst­mal nichts ge­klärt bzw. nicht über­prüf­bar.

Und ich ha­be prompt ei­nen Tref­fer. Der ver­meint­li­che fran­zö­sisch­spra­chi­ge Ori­gi­nal­text scheint auf Eng­lisch ge­schrie­ben wor­den zu sein. Wer macht so­was und war­um? Ich te­le­fo­nie­re mit der Pro­duk­tions­fir­ma. Ei­nen hal­ben Tag spä­ter ha­be ich die Ant­wort im Mail­brief­kas­ten: Der Au­tor hat in der Tat lan­ge in den USA ge­lebt und ein nord­ame­ri­ka­ni­scher Script doc­tor hat­te hier sei­ne Fin­ger im Spiel.

Das Buch ist gut. Die An­ga­ben, die der Ur­he­ber ge­macht hat, wer­den jetzt gründ­li­cher ge­prüft, denn es ist un­klar, wer hier noch mit­ge­schrie­ben hat, es geht auch hier um Ur­he­ber­rech­te. Mal se­hen, wie es ab Mon­tag wei­ter­geht.

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Foto: C.E.

Donnerstag, 2. Januar 2025

Montagsschreibtisch (73): Post Scriptum

Als Kon­fe­renz­dol­metscher­in ist Fran­zö­sisch meine Haupt­ar­beits­spra­che, ich dol­met­sche in beide Rich­tun­gen (oder, was sel­te­ner vor­kommt, aus dem Fran­zö­si­schen ins Eng­li­sche). Deutsch ist meine Mut­ter­spra­che, da­her gilt für das Über­set­zen, den sprach­li­chen Trans­fer von Tex­ten, dass Deutsch die häu­figs­te Ziel­spra­che ist. Die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt ins Eng­li­sche.

Die Über­ra­schung am ers­ten mög­li­chen Bü­ro­tag im neuen Jahr: 1. An­de­re fan­gen am 2. Ja­nu­ar an. 2. Nichts ist mit Nicht­stun. 3. Die KI macht groß­ar­ti­ge Wer­bung für „Hu­man­über­set­zer“.

1991, Ausweis von Unifrance bei der Berlinale für Caroline Elias
Schon als Stu­den­tin bei der Ber­li­na­le
Als sol­che wurde ich an­ge­schrie­ben, das steht in einem neuen Ver­trag. Wir nen­nen es Über­set­zung krea­ti­ver Tex­te, ab­ge­lei­tet von crea­ti­ve wri­ting.

Da­bei woll­te ich nur nach­schau­en, ob ich eine span­nen­de Fort­bil­dung für mich finde.

Die Ber­li­na­le wirft ihre Schat­ten vor­aus. Ich bin spe­zia­li­siert auf Film­tex­te, Pitches, Treat­ments, Dreh­bü­cher, Pro­jekt­ideen­be­schrei­bun­gen und Film­för­der­dos­siers.

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En tant qu'in­ter­prète de con­fé­ren­ce, je tra­vaille ma­jo­ri­tai­re­ment avec le fran­çais et ce dans les deux sens (ou, c'est plus rare, du fran­çais vers l'an­glais). L'al­le­mand étant ma langue ma­ter­nel­le, dans le do­mai­ne de la tra­duc­tion, du trans­fert lin­guis­tique de tex­tes, l'al­le­mand est ma langue ci­ble ; la col­lè­gue de bu­reau tra­dui­t vers l'an­glais.

La gran­de sur­pri­se du tout pre­mier jour ou­vrab­le pos­si­ble de cette nou­vel­le an­née : 1. D'autres bu­reaux com­men­cent le 2 jan­vier. 2. Chô­mer — que nen­ni ! 3. l'IA fait beau­coup de pub aux «  tra­duc­teurs hu­mains ».

C'est en ces termes que j'ai été con­tac­tée, l'ex­pres­sion se re­trou­ve dans un nou­veau con­trat. Pour moi, il s'agit de tra­duc­tion de tex­tes créa­tifs, dé­ri­vé de l'an­glais, crea­ti­ve wri­ting.

Et moi, j'étais jus­te al­lée sur in­ter­net pour voir si je pou­vais trou­ver une for­ma­tion con­tinue in­té­res­san­te.

La Ber­li­na­le se pro­fi­le à l'ho­ri­zon. J'y suis de­puis mes jours d'étu­dian­te. Par con­sé­quent, une de mes spé­cia­li­sa­tions est le do­mai­ne des films et du ci­né­ma, les tex­tes de pitchs, les trai­te­ments, les scé­na­ri ou les no­tes du/de la scé­na­riste ain­si que des dos­siers de fi­nan­ce­ment.

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Foto: Uni­fran­ce Film

Mittwoch, 1. Januar 2025

Neuanfang

Bon­jour, hel­lo & gu­ten Tag auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, be­schrei­be ich hier seid bald 20 Jahren in lo­ser Fol­ge. Und los geht's mit der nächs­ten Run­de!

Feuerwerk
Blick aus dem Fenster (1.1.'24)
Hier in Nord­eu­ro­pa hat der Win­ter ge­ra­de erst be­gon­nen. Wenn das ei­ne Jahr dem En­de zu­geht und das nächs­te bald star­tet, ist bei mir Groß­putz. Ich ha­be ei­ne klei­ne Spre­cher­box in mei­nem Ar­beits­zim­mer. Auch hier wird ge­wie­nert.

In der Stil­le der Dol­met­scher­ka­bi­ne, wäh­rend die Welt drau­ßen tobt, sieht al­les so klar und ein­fach aus: Mein Selbst­ver­ständ­nis ist es, Brü­cken zu bau­en, Hin­der­nis­se zu be­sei­ti­gen und das Le­ben an­de­rer ein­fa­cher zu ma­chen.
Ob in der Fa­mi­lie, bei Kund­:in­nen, in der Na­tur oder in der Welt von Kunst und Kul­tur — es geht dar­um, Ver­bin­dun­gen zu schaf­fen, zu be­wah­ren und wei­ter­zu­ge­ben.

Die Welt wird uns im­mer wie­der Her­aus­for­de­run­gen vor die Fü­ße wer­fen — mal er­hei­ternd, mal er­schüt­ternd, mal in­spi­rie­rend. Doch ei­nes bleibt si­cher: Ich wer­de mich dem stel­len. Das Le­ben be­steht aus Neu­an­fän­gen und Vor­wärts­ent­wick­lun­gen. Die Al­ter­na­ti­ven da­zu wä­ren Still­stand oder Rück­schrit­te. Das braucht nie­mand.

Mö­gen mich und mei­ne Mit­strei­ter­:in­nen da­bei Be­son­nen­heit und Ge­duld lei­ten, mö­gen Klar­heit und Hal­tung die nö­ti­ge Stär­ke ver­lei­hen. Und mö­gen wir nie­mals den Hu­mor ver­lie­ren, denn oh­ne ihn fehlt das Licht in der Dun­kel­heit. Mit ei­ner Pri­se Leich­tig­keit und ei­ner gro­ßen Por­ti­on Glück kön­nen wir je­den Tag ein klei­nes biss­chen hel­ler ma­chen. So, wie die Na­tur jetzt die Ta­ge je­den Tag ein we­nig län­ger hell macht.

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Fo­to: C.E.

Montag, 23. Dezember 2024

Montagsschreibtisch (73)

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Was Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher um­treibt, wie sie bzw. wir ar­bei­ten, ist hier seit 2007 das Haupt­the­ma. Als Sprach­ar­bei­te­rin und Zeit­ge­nos­sin ha­be ich ei­nen meist­ens wa­chen Blick auf mei­ne Um­welt. Die po­li­tische La­ge ist mir zu stres­sig, die kom­men­tie­re ich hier nur sel­ten.

Noch ist der Ka­nal vor dem Haus nicht ver­eist, das Fo­to stammt von 2001. Aber es war ein zau­ber­haf­ter Mo­ment, den ich fo­to­gra­fisch fest­hal­ten muss­te. Die an­de­ren am We­ge ließ das Schau­spiel of­fen­bar kalt, die meis­ten gin­gen nur dar­an vor­bei.
Fassaden und Bäume spiegeln sich auf glatter Eisfläche
Licht­spiel im Eis

Heu­te auf dem Schreib­tisch: Nichts­tun. In an­de­ren Wor­ten kommt jetzt das be­rühm­te "Füße hoch und run­ter­kom­men"!

Mei­ne Wün­sche für das Jah­res­en­de und den Start ins Neue sind: we­niger so­zia­le Käl­te und mehr Ge­rech­tig­keit, we­niger krie­ge­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen (hei­ße Krie­ge, kal­te Krie­ge, Fi­nanz- und Wirt­schafts­krie­ge), we­niger mensch­li­che Ein­grif­fe ins Kli­ma, in die Na­tur und die Bio­di­ver­si­tät, fried­li­che­re Zei­ten, mehr Kul­tur — und in Sum­me ein mög­lichst lang­wei­li­ges Jahr 2025!

Kei­ne Wün­sche oh­ne Be­nen­nung der ei­ge­nen Mög­lich­kei­ten. Hier kur­ze Hin­wei­se für per­sön­li­ches Wohl­be­fin­den, an die sich wir uns al­le in­ner­halb oder au­ßer­halb un­se­rer je­wei­li­gen Hams­ter­rä­der re­gel­mä­ßig er­in­nern dür­fen: Be­we­gung, Sport, Zeit mit den liebs­ten Men­schen ver­brin­gen, Na­tur, Kunst, Kul­tur, Bü­cher, Hob­bies und last but not least gu­tes, ge­sun­des Es­sen (und Fas­ten) sind die Schlüs­sel zur Kraft. Denn Kraft, Ge­las­sen­heit und mög­lichst aus­ge­gli­che­ne Stim­mun­gen brau­chen wir, um in die­ser cha­o­tischen Welt über­haupt et­was Gu­tes be­wir­ken zu kön­nen. Ge­nau da­zu sind wir da!

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Foto: C.E. (Archiv)

Sonntag, 22. Dezember 2024

Strickdesign aus Neukölln (LIM 1)

Bon­‍jour oder bon­soir auf den Sei­ten ei­‍ner Sprach­‍ar­bei­te­‍rin. In die­‍sem On­line­ta­‍ge­‍buch kön­‍nen Sie mit­‍le­‍sen, wie Dol­met­sche­rin­nen und Über­‍set­‍ze­‍rin­nen, Über­set­zer und Dol­met­scher ar­‍bei­‍ten. Sonn­‍tags wer­de ich pri­vat.

"Herstellung" (Pulswärmer und Fassaden in Spiegelung)
... in der Ma­nu­fak­tur vor Ort (mit Strick­ma­schi­ne)
Klei­ne Ge­schen­ke er­hal­ten die Freund­schaft oder er­freu­en die Mit­men­schen im Win­ter. Wer mich kennt, weiß, dass ich ver­ant­wor­tungs­be­wusst zu le­ben ver­su­che, was Um­welt- und Ar­beits­be­din­gun­gen an­geht. Da­her kau­fe ich re­gio­nal und ha­be auch ein klei­nes biss­chen da­zu bei­ge­tra­gen, dass es die­ses Jahr auch bei an­de­ren ei­ni­ge Ge­schen­ke aus zwei­ter Hand gibt.

Doch ich fan­ge mit dem An­fang an. Die Kü­che auf­zu­räu­men hat eini­ges zu­ta­ge ge­bracht, was dop­pelt oder drei­fach vor­han­den war oder kaum ge­nutzt wur­de. So konn­te ich über Klein­an­zei­gen.de ei­nen zu schwe­ren Mör­ser, ei­nen Tee­wa­gen und ei­ne Kü­chen­waa­ge los­wer­den. Die Freu­de war beid­sei­tig.

Bü­cher be­stel­le ich bei der Buch­hand­lung um die Ecke, auch dann, wenn ich im In­ter­net auf span­nende Ti­tel ge­sto­ßen bin. Kei­ne Spon­tan­käu­fe lau­tet das Mot­to. Ich ha­be ei­ne Da­tei, in der ich le­sens­wer­te Ti­tel sam­me­le. Bei man­chen Wer­ken muss ich nur ein biss­chen ab­war­ten, dann ent­de­cke ich sie in den städ­ti­schen Bü­cher­schrän­ken oder zu in Buch­ver­schenk­or­ten um­ge­wid­me­ten Te­le­fon­zel­len.

Pullis, Mützen, Pulswärmer, Schals
ANY­ON­ION Strick­de­sign in Neu­kölln
Man­ches ha­be ich selbst­ge­macht, auf dem Weih­nachts­markt der Ver­ei­ne und In­itia­ti­ven ge­fun­den oder bei ei­ner Tex­til­de­si­gne­rin im Kiez ge­kauft. Ge­ra­de die re­gio­nal her­ge­stell­ten Tex­ti­lien aus eng­li­schen Gar­nen, in Ita­li­en mit un­gif­ti­gen Sub­stan­zen ge­färbt, ha­ben mich über­zeugt, von höchs­ter Qua­li­tät, halt­bar und oh­ne Al­ler­gie­ge­fahr (was bei Fast Fa­shion droht).

Hier ha­ben wir es mit Slow Fa­shion zu tun! Da ist auch der höhe­re Preis bei den Wa­ren Made in Ger­ma­ny kein The­ma mehr. Die Un­ter­neh­me­rin stellt die Sa­chen im Hin­ter­zim­mer ih­res Neu­köll­ner La­dens her. Le­gen­där ihr Aus­spruch vor einigen Jahren: "Pas­sen­de Sa­chen zu su­chen kos­tet doch auch Zeit, und nicht al­le möch­ten stän­dig rum­ren­nen, um Neu­es zu kau­fen, nur weil das Fast-Neue schon wie­der ver­schlis­sen ist." Das stimmt erst recht, wenn ich mir ver­ge­gen­wär­tige, was die­se Such­zeit in Geld um­ge­rech­net wert wä­re. Die Fo­kus­sie­rung auf we­ni­ge, hoch­wer­tige Stü­cke macht mei­nen All­tag auch nach­hal­ti­ger.

ANYONION, Ga­bri­e­le Prell­witz, Bürk­ner­stra­ße 10, 12047 Ber­lin, vor Ort (am bes­ten mit Ter­min).

Wei­‍te­‍re Links:
"So macht un­‍se­‍re Klei­‍dung die Um­‍welt ka­‍putt", Quarks, 2017, 2023 ak­tu­a­li­siert. Ver­‍ant­‍wor­‍tungs­‍vol­‍ler Klei­‍dungs­‍kauf hängt nicht vom Ein­‍kom­‍men ab, auch Se­‍cond hand ist ein Teil der Lö­‍sung, sie­‍he: "Im Trend: We­‍ni­‍ger ist mehr", Kir­‍chen­‍Zei­‍tung Aachen, 2020. "LIM" steht für Less is more, es wer­‍den wei­‍te­‍re Bei­‍trä­‍ge fol­‍gen.
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Fo­to­col­la­ge: C.E.

Montag, 16. Dezember 2024

Montagsschreibtisch (72)

Seit 2007 schrei­be ich hier als Dol­met­scher­in über mei­nen All­tag in der Bran­che. Was und wie Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen be­schäf­tigt, wie wir ar­bei­ten, ist kaum be­kannt. Heu­te Mor­gen wie­der­hole ich Vo­ka­bel­lis­ten und wid­me mich der Ter­min­pla­nung.

Auf dem Schreib­tisch:
⊗ Buch­hal­tung
⊗ Raubkunst (mal wieder)
⊗ et­was zum Kurz­film­tag (even­tu­ell, An­ge­bot ist draußen, noch war­ten wir)

Schreibtische, Lampen, Unterlagen im Regal
Ein Mon­tag im Bü­ro
Was auf die­sem Sym­bol­bild zum The­ma Bü­ro­ar­beit gut dar­ge­stellt wur­de, sind die Ak­ten und Do­ku­men­te im Re­gal, die nicht nur vir­tu­ell auf dem "Desk­top" des Rech­ners ge­spei­chert sind. Ich nut­ze zum Ler­nen di­ver­se Un­ter­la­gen aus der Ar­beit, Zei­tungs­clip­pings, ei­ge­ne Lern­bil­der, er­folg­reich ge­nutz­te Vo­ka­bel­lis­ten und Ähn­li­ches.

Vie­le po­li­ti­sche Stif­tun­gen und For­schungs­ein­rich­tun­gen ver­öf­fent­li­chen auch Hin­ter­grund­infos, be­bil­dert, gut zum Ler­nen auf­be­rei­te­tes Ma­te­ri­al.

Ich strei­che an, un­ter­krin­ge­le, mar­kie­re far­big, set­ze Sym­bo­le oder No­ti­zen auf den Pa­pier­rand; nicht im­mer, aber mit je­dem neu­en oder sper­ri­gen Lern­stoff. Au­gen und Hän­de, al­so das Vi­suel­le, die Mo­to­rik und die Hap­tik, sind meis­tens beim Ler­nen be­tei­ligt. For­schun­gen ha­ben er­ge­ben, dass die Lern­er­geb­nis­se mit der Zu­hil­fe­nah­me von Pa­pier bes­ser sind.

Das gilt je­den­falls für die un­ter­such­ten Ge­ne­ra­tio­nen. Wie es mit den Al­ler­jüngs­ten sein wird, er­fah­ren wir spä­ter. Für mich und vie­le Zeit­ge­nos­sen gilt: Das rei­ne di­gi­ta­le Ler­nen ist nicht so er­folg­reich wie das Ler­nen mit al­len Sin­nen. (Mei­ne Pro­gno­se für die nach­ge­hol­te For­schung: Die­ser Satz wird auch für die Jüngs­ten gel­ten.)

Beim Ler­nen sind auch die Oh­ren wich­tig: Ich le­se vor und hö­re auch viel.

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Fo­to: Zu­falls­fund, pixlr.com (KI)