Freitag, 28. September 2018

Am Katzentisch

Was Dol­met­scher und Über­setzer so er­le­ben kön­nen, be­schrei­be ich hier in loser Folge. Ich arbeite auf Kon­gressen, in Hochschulen, auf Festivals und in Hin­ter­zimmern der Politik.

Eine Tischgemeinschaft, im Vordergrund wird ein Teller auf Knien balanciert
Gemüsecurry
Der Katzen­tisch ist ein Wort, das heute nicht mehr alle kennen. Es bezeichnet den ungünst­ig platzierten Beistell­tisch oder Ex­tra­tisch, der auch mal in Größe und Hö­he nicht zum Rest der festlichen Tisch­ge­mein­schaft passt. Hier dürfen Kinder oder rang­niedere Mit­ar­beiter wie z.B. der Chauf­feur sitzen.
Übertragen bezeichnet der Begriff in Lo­ka­len den un­attrak­tivsten Platz, z.B. direkt neben den Toiletten gelegen.

Wir sitzen im Hin­terz­im­mer einer Gast­stät­te, in der gleich ein Ar­beits­es­sen mit Dol­met­scherin stattfinden wird. Noch sind nicht alle Gäste da. Hier und da wird die Karte studiert.

Das Essen findet im Rahmen eines Be­suchs­pro­gramms statt, das den ganzen Tag dauert. Die Dolmet­scherin sitzt "am Kat­zen­tisch" und nimmt schon mal den Haupt­gang zu sich.

Bei der Bestellung des Mittagessens im Neben­raum eines Res­taurants wurde dieser Umstand gleich mit angekündigt. Die fran­zösisch­spra­chigen Gäste und ich sind eine halbe Stunde vor dem Termin eingetroffen, die Dol­metsch­kun­den haben erst eine Runde Mails verschickt, nun entspannen sie sich. Die Dol­met­scherin isst. Alles ganz normal. Nur, dass der "Katzen­tisch" dieses Mal menschliche Beine hat.

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Foto: C.E.

Montag, 24. September 2018

Dolmetschen und Putzen

Will­­­kom­­­men auf den Sei­­ten mei­­­nes di­gi­­ta­len Ar­beits­­­ta­­­ge­buchs. Hier dreht sich alles um Spra­­­chen, Kul­­­tu­ren und das Ver­­­mit­­teln zwi­schen den­­selben. Ich ar­bei­te mit fol­genden Spra­chen: Fran­zö­sisch (Aus­gangs- und Ziel­spra­che) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­sprache).

Putzmittelschrank
Dol­met­schen und Putzen sind art­ver­wand­te Tätig­keiten: Wenn es wirk­lich gut ge­macht ist, fällt es den we­nigs­ten auf. Stüm­per­hafte Arbeit fällt in­des allen so­fort ins Auge. Es sind manch­mal un­schö­ne Tä­tig­kei­ten, da hilft nur Au­gen auf und durch. Und am En­de ist das En­de nie er­reicht. Kurz da­rauf geht es von Neu­em los.

Die gro­ßen Un­ter­schiede liegen auch auf der Hand: Ein­wei­sung vs. langes Stu­dium, Ho­no­rar­un­ter­schie­de, so­ziale An­er­ken­nung.

Vor al­lem ist der Putz­job völlig un­ter­be­wer­tet!

Für eine bessere Ho­no­rie­rung dieser grund­le­gen­den Ar­beit — im dop­pel­ten Wort­sinn!

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Foto: C.E. (Archiv)