Dunkle Tage. Aber irgendwann wird es auch wieder heller. Warum ich derzeit hier so wenig schreibe liegt daran, dass ich jedes Mal nach drei Zeilen bei der Weltpolitik lande und gerade als Journalistin in einer politischen Redaktion besser aufgehoben wäre als auf diesem sprachbetonten Blog.
Zugleich fällt mir bei der Art, wie gewisse böse Menschen andere Mitbürger, die aus welchen Gründen auch immer weniger erfahren sind in Sachen Weltlage und andere Völker, derartig böse manipulieren, nur noch das Liebermannzitat über Hitlers Machtergreifung ein.
Allee in Overveen |
Zum K*!
Von ihren Familienangehörigen und von anderer Seite weiß ich, dass das im Spätherbst weniger geworden sein muss, in etwa seit die Russen, die dieser Tage ihre kämpfenden Truppen aus Syrien abziehen, Bashar al-Assad unterstützen. Wer immer da auch den Hahn am Abzug hatte, es kam unabhängigen Augenzeugen zufolge immer häufiger zu Flächenbombardements von der Art, dass alles Entzündliche explodiert bzw. brennt und den Menschen in den Kellern kaum eine Chance auf Überleben bleibt (was immer da dem Sprengstoff beigemischt wurde).
Von ihnen weiß ich auch von den doppelten Raids, den "chirurgischen" Angriffen, die sehr häufig Krankenhäuser und andere öffentliche Gebäude zum Ziel haben, und bei denen zehn bis 30 Minuten auf den ersten Angriff ein zweiter folgt, weil nämlich dann alle Retter und Helfer die Verletzten unter offenem Himmel versorgen. Von ihnen weiß ich, dass ein Fünftel bis ein Drittel der Menschen Syriens überhaupt noch einer geregelten Arbeit nachgehen kann und dass das keiner geregelten Bezahlung gleichgesetzt werden darf.
Die Blumenterrassen im Wannseegarten nach Südwesten |
Bezogen auf die Einwohnerzahlen Europas sind die Flüchtlinge, ihre Versorgung, Bildung und künftige Beschäftigung kein Problem. Das wahre Problem ist der Krieg in Syrien, von einer meiner Dolmetschkundinnen als Dritter Weltkrieg bezeichnet. Im Atomzeitalter finden Auseinandersetzungen räumlich begrenzt statt. Und in Syrien schlagen ca. ein Dutzend Gegner, Gruppierungen und Staaten, aufeinander. Ein Stellvertreterkrieg, proxy war, guerre par procuration, wie er im Buche steht.
Und dann muss ich an deutsche Politiker denken, die heute Saudi-Arabien Waffen verkauft haben und an französische, die letzte Woche eine hochrangige saudische Person mit der Ehrenlegion ausgezeichnet haben. Was tragen diese Regierenden eigentlich dazu bei, den Krieg zu beenden? Stattdessen undichte Grenzen zum Hauptthema ihrer Politik zu machen ist ungefähr so zielführend, wie bei einem Erdbeben den kaputten Riegel einer Balkontür zu beklagen.
Mir kommt wieder Max Liebermann in den Sinn. Und ich nehme kurz die kosmische Perspektive ein. Menschen in Not und in Todesgefahr nicht zu Hilfe zu kommen, das ist doch unterlassene Hilfeleistung, oder? In Syrien sind ganze Städte von der Versorgung abgeschlossen. In Berlin gab es einst eine "Luftbrücke".
Die Flüchtlinge sind unsere Flüchtlinge, die Flüchtlinge unserer Regierenden, Länder und Bevölkerungen, das haben nur wenige Politiker verstanden, Norbert Blüm gehört dazu. Daher freue ich mich immer wieder über unsere Zivilgesellschaft, die die Ärmel hochkrempelt und die auch die Art des eigenen Konsums und des Wirtschaftens in Europa längst infrage stellt.
Denn mit der Klimakatastrophe werden weitere Klimaflüchtlinge und "Wirtschaftsflüchtlinge" kommen, deren Lebensgrundlagen dadurch zerstört werden. Völkerwanderungen gehören zur Menschheit wie die Tatsache, dass wir auf zwei Pfoten laufen und nicht mehr auf vier. Ohne diese Wanderungen würden wir alle heute noch in Afrika hocken. Und Max Liebermann hätte nie die Sonnenflecken auf den Kieswegen malen können.
P.S. vom 16.3.: ... die Zivilgesellschaft, die die Ärmel hochkrempelt, während sich andere schamlos bereichern. Hier, was wir schon immer befürchtet haben: McKinsey und Flüchtlinge in Berlin.
P.S. vom 24.4.: Die Zivilgesellschaft, die nachliest: klick.
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Bilder: Max Liebermann, CCommons
1 Kommentar:
Den Verdacht, dass es sich um panzerbrechende Uranmunition gehandelt hat, hatten wir damals schon. Diesen Begriff "panzerbrechende Munition" hat vor Monaten der Spiegel bereits einmal im Zusammenhang mit russischen Waffen in Syrien gebracht. Nun also auch die Amerikaner.
Syrien: USA räumen Einsatz von Uranmunition ein
P.S.: Die Mutter der von mir betreuten syrischen Familie ist Ärztin. Sie haben dort ihre Söhne/Brüder verloren, ihr Mann ist schon länger tot. Die Familie hat nicht vor, dorthin zurückzukehren und integriert sich mit einer Geschwindigkeit, die mir sehr viel Respekt abnötigt.
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