Montag, 26. April 2010

Wenn das Goethe gewusst hätte!

"DER SPIEGEL" lobt diese Woche die Internet-Übersetzungssoftware Google Translator. (Hier folgt kein Zitat, weil ich das Heft leider bei meinem Patensöhnchen vergessen habe).

Meine klassische Nagelprobe für Automatic Translation mache ich indes schon heute. Dabei spiele ich mit Übersetzungssoftware (Kette) und einem Satz (Schuss) das übersetzerische "Weberschiffchen": gebe das Ergebnis wieder in die Maske ein, übersetze es in die Ausgangssprache zurück, um dann wieder das Ergebnis übersetzen zu lassen, bis es keine (wesentlichen) Veränderung mehr gibt. In der einen Fassung komme ich bis zur achten, in der anderen nur bis zur siebenten Generation.
Im Vergleich zu früheren Spielchen klingen bei Google Translator die Sätze teilweise verständlich, sie sehen grammatisch eher wie normale Sätzen aus. Murks kommt dennoch immer dann bei der maschinellen Übersetzung heraus, wenn idiomatische Redewendungen, Schachtelsätze, mehrere Ebenen oder Poesie im Spiel sind. Aber sehen Sie selbst.

1° Tu tombes à pic, je dois construire une étagère.
2° Sie fallen direkt nach unten, ich bin Gebäudes ein Regal.
3° Ils tombent vers le bas, je construis une étagère.
4° Fallen sie nieder, baue ich ein Regal.
5° Si elles tombent, je construis une étagère.
6° Wenn sie fallen, baute ich ein Regal.
7° S'ils tombent, j'ai construit une étagère.
8° Wenn sie fallen, baute ich ein Regal.

Der Beispielsatz lautet, erst von einem Menschen übersetzt, dann wieder von der Maschine:

1° Du kommst wie gerufen, ich muss ein Regal aufbauen.
2° Vous obtenez comme je l'ai appelé pour construire une bibliothèque.
3° Sie bekommen wie ich in eine Bibliothek zu bauen aufgerufen.
4° Je vous appelle à construire une bibliothèque.
5° Ich fordere Sie auf, eine Bibliothek zu bauen.
6° Je vous invite à construire une bibliothèque.
7° Ich lade Sie ein, um eine Bibliothek zu bauen.

Und zum Abschluss noch Goethe - einmal ohne Verszeilenzeichen übertragen, einmal mit.

1° Über allen Gipfeln ist Ruh,| in allen Wipfeln spürest du | kaum einen Hauch;| die Vögelein schweigen im Walde, | warte nur, balde | ruhest du auch!
ergibt
9° Auf allen Knoten in den Bäumen zur Ruhe, so sehen wir eine kleine Sache, die kleinen Vögel in den Bäumen und warten auf Sie!
und
7° Auf die Menge der Ecken ist Ruh, | fühle es in den Bäumen, | Sie ein Hauch, | die Vögel von Bäumen erwarten nun, dass | | auch!

Oh Wunder, in der siebenten Generation der Fassung mit Verszeilenzeichen bleibt der Reim bestehen! Hier der gleiche Text, durch Literaturübersetzer gefiltert.

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Diesen Schabernack widme ich einem, der heute Geburtstag hat.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wirklich instruktiv und originell! Weiter so! Gruß aus MUC, Tanja