Bonjour, guten Tag & hello auf den Seiten des ersten deutschen Dolmetscherblogs aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Gerade schreibe ich vom Büro aus, das seuchenbedingt brachliegt. Derzeit können wir unsere Kunden nicht persönlich treffen. Lösungen wie Dolmetschen via Internet werden gerade erprobt.
Online-Dolmetschen, Ferndolmetschen, RSI (Remote Simultaneous Interpretation), viele Begriffe für ein- und dieselbe Sache: Wir dolmetschen für Kunden aus der Distanz, komplett hygienisch, das Internet macht's möglich.
Durch Corona vollzieht sich die Digitalisierung bei uns, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen zum Großteil auch, im Zeitraffer. Gestern noch experimentelle Technologie, heute schon Alltag, dabei kämpfen wir alle derzeit mit unsauberer Akustik und der Frage, wie wir Dolmetscher untereinander kommunizieren, z.B. über den Zeitpunkt der Ablösung, wenn wir einander nicht sehen können.
Für Sie als Kunden ändert sich weniger als für uns. Doch müssen Sie beim Buchen auch künftig aufpassen, wen Sie beauftragen, denn die Gunst der Stunde scheint auch für allerlei Glücksritter zu schlagen, die etwas programmieren, was einer Seite ähnelt, über die sich Dolmetschdienstleistungen buchen lassen, die aber im Grunde keine Ahnung von unseren Bedürfnissen und den technischen Details haben, oder nur aus zweiter Hand, weil sie auf einen fahrenden Zug aufzuspringen und einen neuen Markt zu begründen hoffen.
Der Zwischenhandel verdient in vielen Bereichen gut. Im Falle von Sprachdienstleistungen ist es wenig sinnvoll, auf Zwischenhändler zu setzen. Denn diese neuen (oder auch schon älteren) Marktteilnehmer träumen davon, gutes Geld mit dem Weiterverkauf von etwas zu machen, das sie nicht selbst beherrschen, indem sie nur die Hälfte (oder weniger) des Endkundenpreises an diejenigen weiterreichen, die den Job letztendlich machen: an uns Dolmetscherinnen und Dolmetscher.
Auf den ersten Blick sehen unsere Honorare wie hohe Summen aus. Aber das Gros unserer Arbeitszeit entfällt auf die Vorbereitung, bis zu 80 Prozent des Gesamtaufwandes. Die für Kunden hörbare Zeit ist die berühmte Spitze des Eisbergs. Der Vorbereitungsanteil ist durch Corona gewachsen. Mit Ferndolmetschen hatte kaum jemand von uns Erfahrrung, denn die Arbeit ist anstrengender, das Ergebnis entspricht aus technischen Gründen nicht immer der üblichen Qualität. Wer will schon "underperformen", um's auf Neudeutsch zu sagen?
Sie haben die Erfahrung wahrscheinlich schon selbst gemacht: Eine Onlinekonferenz oder ein Videochat ist ungleich ermüdender und weniger informativ als ein direkter Austausch. Die Gründe dafür sind rasch benannt: Der Ton lässt oft zu wünschen übrig, das System wackelt, wir müssen uns stärker konzentrieren, weil wir äußere Einflüsse ausblenden müssen, die virtuell vorhandenen Kollegen sich als reell vorzustellen kostet geistige Energie.
So geht es auch uns Spracharbeiterinnen und Spracharbeitern. Wir alle üben, experimentieren, lernen das Ganze noch kennen: die zahlreichen Webseiten, "Schnittstellen", die Schaltkonsolen von Dolmetscherkabinen simulieren. Sie sind oft benutzerunfreundlich, erhöhen für uns unnötig den Aufwand, verringern für Sie unnötig den Hörkomfort. Fast täglich kommen neue Anbieter hinzu, fast täglich ändern sich die bestehenden technischen Angebote. Fast täglich beschäftigen wir Dolmetscherinnen und Dolmetscher uns derzeit mit diesen Features und den Möglichkeiten, mit akustischen Problemen umzugehen; wir investieren außerdem gerade alle in neue Hardware, Zweitcomputer, eine zweite Internetleitung, Steuerungselemente, Schallisolierung.
Die Sache ist ganz einfach: Wenn Sie Laborwerte brauchen, überlassen Sie der Ärztin oder dem Arzt Ihres Vertrauens die Laborauswahl. So ist es auch mit uns! Wir freiberuflichen Dolmetscherinnen und Dolmetscher
wissen, wer im Augenblick die beste Technik anbietet. Wir buchen diese gerne für Sie hinzu.
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Grafik: C.E.
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