Donnerstag: Sieben Kabinen für sieben Sprachen, insgesamt vierzehn Dolmetscher, ein Techniker, der mit zwei Tonnen Material aus Belgien kam (jede Kabine wiegt einzeln 250 Kilogramm) und rund 65 Teilnehmer.
"Relaissprachen" sind Englisch oder Deutsch, das heißt, nicht alle müssen Polnisch oder Ungarisch können, aber eine der beiden Hauptsprachen, über die dann in die anderen Sprachen gearbeitet wird.
Wir arbeiten hochkonzentriert, und da die Dolmetscher auch selbst ihre Pulte schalten müssen, ist die Anstrengung anfangs doppelt. Dazu kommen viele technische Begriffe und Abkürzungen, Namen und Ortschaften, über die gesprochen wird ...
Pausenmusik: Ambient music vom Kongresszentrum in den Pausen, Getränk: Filterkaffee und am liebsten Sprudel ohne Kohlensäure, Duft: neutral
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Mittwoch weiter mit der Vorbereitung: Dolmetschereinsatz in der Wirtschaft sowie Vorüberlegungen zu einem Seminarangebot zu Literaturverfilmungen.
Pausenmusik: Claudin de Sermisy (Renaissance), Getränk: Infusion "Sérénité" von Nature & Progrès (französische Bio-Kräuterteemischung mit dem Namen "Ausgeglichenheit"), Duft: Pfingsrosen vom türkischen Wochenmarkt am Maybachufer
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Dienstag stand Weiterlernen auf dem Programm (für einen Termin in der Wirtschaft gegen Ende der Woche). Vokabelkarten, Kontext nachlesen in diversen Büchern, querlesen, überprüfen (und damit verfestigen).
Dazu denke ich über die Hausarbeit nach, die ich gestern las. Die Studentin kommt nachher in die Sprechstunde. Ich erlebe die zentralen Unterschiede zwischen einem wissenschaftlichen grundständigen Studium und Bachelor-Facharbeiten: Die Arbeit ist zu wenig auf den Punkt geschrieben. Die Methodik des Analysierens, Durch- und Querdenkens, also das Beschreiten von Nebenwegen, um den Blick auf das eigentliche Untersuchungsgebiet zu schärfen, scheint heute nicht mehr zum Grundkanon zu gehören. Auch nicht das vorherige Beschäftigen mit mehreren theoretischen Ansätzen, um den jeweils bestmöglichen zu finden - das alles gehörte einst bei unserer Ausbildung zum ABC. Außerdem der Umgang mit verschiedenen Quellen, ihre Hinterfragung, Spiegelung, das Suchen nach Leerstellen und neuen Fragen.
Ohne diese methodische Grundausbildung könnte ich meinem Beruf als Dolmetscherin und Autorin gar nicht nachgehen. Ich bin in Sorge um unsere Leistungsträger von morgen. Die Studentin kriegt das noch hin, aber wenn es stimmt, dass sich 50 % der unter 25-jährigen in nichtqualifizierten Beschäftigungsverhältnissen befinden und ich ein paar Studis hinterm Kneipentresen rausrechne, wird mir angst und bang.
In den Pausen: Musik von Nouvelle Vague (der gleichnamigen Band von Marc Collin & Olivier Libaux). Duft: Lavendel (vom Balkon der Nachbarin) Getränk: Schwarztee mit Orangensaft und Eis.
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Montag: Verwaltung, Akquise, Steuern, Mahnungen.
Lernen für den Rest der Woche. Bald fahren wir zu einem Kongress, also: Fünf Power-Point-Präsentationen, Vokabellisten, Fachartikel Wirtschaft.
Eine Hausarbeit Korrektur lesen (Dokumentarfilmtheorie).
Schreiben (Artikel).
In den Pausen: Georges Brassens. Duft: Lindenblüten. Getränk: Grüner Tee mit Jasmin.
Licht genießen. Doch es ist wieder "nur" Sonne, statt des großen Geistesblitzes, die hier alles erhellt.
2 Kommentare:
Interessant!
Danke!
Mir ging es darum zu verdeutlichen, dass wir auch an den Tagen arbeiten, an denen wir nicht in der Kabine sitzen. Oft höre ich doch überraschtes Schweigen am anderen Ende der Telefonleitung, wenn jemand zum ersten Mal in seinem Leben einen Dolmetscher einbestellt und es um die Honorarhöhe geht. Aber jedem "sichtbaren Tag" in der Kabine, auf Delegationsreise oder dem Podium stehen mindestens 1,5 Tage Verwaltung, Lernen und sonstige Tätigkeiten gegenüber.
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