Mittwoch, 24. Februar 2021

COVIDiary (267)

Herzlich will­kom­men! Hier bloggt ei­ne Dol­met­sche­rin. Was Kon­fe­renz­dol­metscher und Übersetzer machen, wie sie arbeiten, wie sie leben, ist hier seit 2007 re­gel­mä­ßig Thema. Außerdem denke ich über die Sprache nach. Der Corona­virus hat aus dem Arbeits­ta­ge­buch ein subjekti­ves COVIDiary gemacht.

Der nächste Mit­mensch wieder, unbezahl­bar: Heute kom­men­tierte er meine Arbeit als "physische oder psychische Präsenz".

Wir unter­scheiden derzeit Dolmet­schen vor Ort oder Dolmetschen remote, aus der Ferne, via Inter­net, wie auch immer wir das bezeich­nen möchten.

Auf Fran­zö­sisch kennen wir solche Begrifflichkeiten aus der Bil­dung. Unter for­ma­tion à distance würde zum Beispiel ein Fernstudium fallen versus vor Ort, sur place. Die hässlichen Neologismen aus der Coronazeit dazu sind distanciel und présentiel.

Früher hieß ein Fern­stu­dium übrigens "per Post" oder "per Brief" oder sowas in der Preis­lage, études par cor­res­pon­dance, wurde dann schon in der 2. Hälfte der 1980er Jahre in études à distance umge­ändert, was ich genau weiß, da ich einige Scheine im Fern­stu­dium absolviert habe.

Phy­si­sche Prä­senz versus psychischer, recht hat der Mann. Bei den bis vor Corona üb­lichen Einsätzen war ich aus dem Haus, unter­wegs, voller Energie und Ar­beits­the­men im Kopf. Jetzt bin ich hier, voller Energie, verliere keine Kraft und Zeit mehr fürs Rei­sen und hab immer noch alle Arbeits­the­men im Kopf. Was der al­ler­nächs­te Mit­mensch jetzt mit­be­kommt. Weil es mich anders umtreibt als früher ... physische oder psychische Präsenz halt.

Schön, dass sich das Wetter in diesem Fast-schon-Früh­jahr 2021 wenigs­tens Mühe gibt. Da werde ich bald viele überschüssige Ener­gien ins Gärtnern investieren kön­nen. Oder mal wieder ans Ufer setzen und einfach nur lesen.

Lesende am Ufer, Mitte Februar (2014 und 2021)

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Fotos:
C.E.

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