Montag, 30. Juli 2018

Hitzerekorde (I)

Seit einigen Jahren folgt ein Re­kord­som­mer dem nächsten. Kon­gres­se finden nor­ma­ler­weise nicht im Hoch­som­mer statt, daher gab es keine Vor­er­fah­rung. Fran­zösisch-, Eng­lisch- und Spa­nisch­dol­met­scherinnen auf Som­mer­dienst­reise ...

Löschzug der Bahn
Gegen Böschungsbrände
Es ist einige Sommer her, da wurden an einem Tag großer Hitze sechs Dol­met­scherin­nen aus ihren je­wei­ligen Fe­­rien­­do­­mi­­zilen geholt, in Tou­louse trafen wir uns, und in ver­dun­kel­ten Li­mou­­sinen an einen süd­fran­zö­si­schen Ort mit klei­nem Ha­fen ge­karrt. Dort lan­de­ten wir in einem Lu­xus­ho­tel, in dem die Klima­an­lage uns kurz ver­ges­sen ließ, dass Urlaubs­zeit war.

Aber die Freude war nur von kurzer Dauer. Ein Hotelpage überreichten uns die Ar­beits­pläne  — jede von uns, wir waren ausschließlich Frauen, durfte einen halben Tag auf einer der Jachten dolmetschen, die in der Marina lagen, das klang schon mal eher nicht nach kühler Luft. Und dann durften wir die Dol­met­scher­ka­binen in Au­gen­schein neh­men. Sie lagen neben dem großen Ball­saal am Technik­gang. Schon beim Öffnen der Tür zum Dienst­bo­ten­gang schlug uns die Hitze wie ein Faust­schlag ent­ge­gen. War hier die Klima­anlage ausgefallen? Noch nicht an­ge­worfen? Oder nie eine in­stal­liert?

Während es draußen kurz vor 40 Grad heiß war, fühlte es sich drinnen an wie 50. Hier waren Teile der Hotel­tech­nik und Server in einer Art großem Ge­trän­ke­kühl­schrank mit Glas­scheibe un­ter­ge­bracht. Es war vor allem stickig. Ein Teil der Tech­nik wurde nicht run­ter­gekühlt. Große Fenster gingen hier nach Süden raus.

Irgendwo zwi­schen dem Lager von kaputten Stüh­len und Werkzeugregalen hatte jemand eine Kabine installiert, die zweite auf dem bereits erwähnten Gang, an­stel­le der dritten war im angrenzenden (schallisolierten) Bild­wer­fer­raum, ein Dol­metsch­pult aufgebaut. Hier wurden schon lange keine Filme mehr vorgeführt, dafür eignete sich der Ort hervorragend zur Lagerung großer Putzmittelkanister. Und am anderen Flurende entdeckten wir noch einen echten Ge­trän­ke­kühl­schrank. Wir bun­kerten dort das bereitgestellte Mi­ne­ral­was­ser.

Anders als erwartet erwiesen sich die halben Tage im Freizeithafen als ein Moment großer Ent­span­nung für alle. Was keine von uns von den zwei Kabinentagen be­haup­ten würde. Es waren die heißesten Dolmetscherkabinen, in denen ich in mei­nem Leben jemals Platz genommen habe. Unser Trick: Viel Wasser trinken, die Fla­schen aber auch als Kühl­akkus nutzen, jeweils wie Messer und Gabel vor dem Dol­metsch­pult platziert, die perfekte Arm­küh­lung, die dritte Flasche auf dem Schoß, diese Kühl­akkus alle Drei­viertel- bis Stun­de wechseln und dann möglichst wenig bewegen. Zum Glück waren wir gut vorbereitet, die Bei­träge überschaubar, wir mussten also nicht viel blät­tern.

Der Gastge­ber behielt die meis­ten von uns noch zwei Tage länger dort bei freier Kost und Logis, denn die Sache war derart kurz­fris­tig an­be­raumt und das Zim­mer­kon­tin­gent so groß­zü­gig bemessen worden, dass dies wohl die wirt­schaft­lichere Lösung für den Ver­an­stal­ter war. Ein Wo­chen­ende im Lu­xus­ho­tel mit Ausfahrten auf der Jacht, also schlim­mer geht immer.

Zurück zur Öko­no­mie: Wirt­schaft­lich war das am Ende für uns je­den­falls nicht. Vor Begleichung unserer Ho­no­rar­no­ten hat der Ver­an­stalter leider Konkurs an­ge­meldet. Mir wird jetzt noch heiß und kalt, wenn ich daran denke.

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Foto: C.E.

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