Gegen Böschungsbrände |
Aber die Freude war nur von kurzer Dauer. Ein Hotelpage überreichten uns die Arbeitspläne — jede von uns, wir waren ausschließlich Frauen, durfte einen halben Tag auf einer der Jachten dolmetschen, die in der Marina lagen, das klang schon mal eher nicht nach kühler Luft. Und dann durften wir die Dolmetscherkabinen in Augenschein nehmen. Sie lagen neben dem großen Ballsaal am Technikgang. Schon beim Öffnen der Tür zum Dienstbotengang schlug uns die Hitze wie ein Faustschlag entgegen. War hier die Klimaanlage ausgefallen? Noch nicht angeworfen? Oder nie eine installiert?
Während es draußen kurz vor 40 Grad heiß war, fühlte es sich drinnen an wie 50. Hier waren Teile der Hoteltechnik und Server in einer Art großem Getränkekühlschrank mit Glasscheibe untergebracht. Es war vor allem stickig. Ein Teil der Technik wurde nicht runtergekühlt. Große Fenster gingen hier nach Süden raus.
Irgendwo zwischen dem Lager von kaputten Stühlen und Werkzeugregalen hatte jemand eine Kabine installiert, die zweite auf dem bereits erwähnten Gang, anstelle der dritten war im angrenzenden (schallisolierten) Bildwerferraum, ein Dolmetschpult aufgebaut. Hier wurden schon lange keine Filme mehr vorgeführt, dafür eignete sich der Ort hervorragend zur Lagerung großer Putzmittelkanister. Und am anderen Flurende entdeckten wir noch einen echten Getränkekühlschrank. Wir bunkerten dort das bereitgestellte Mineralwasser.
Anders als erwartet erwiesen sich die halben Tage im Freizeithafen als ein Moment großer Entspannung für alle. Was keine von uns von den zwei Kabinentagen behaupten würde. Es waren die heißesten Dolmetscherkabinen, in denen ich in meinem Leben jemals Platz genommen habe. Unser Trick: Viel Wasser trinken, die Flaschen aber auch als Kühlakkus nutzen, jeweils wie Messer und Gabel vor dem Dolmetschpult platziert, die perfekte Armkühlung, die dritte Flasche auf dem Schoß, diese Kühlakkus alle Dreiviertel- bis Stunde wechseln und dann möglichst wenig bewegen. Zum Glück waren wir gut vorbereitet, die Beiträge überschaubar, wir mussten also nicht viel blättern.
Der Gastgeber behielt die meisten von uns noch zwei Tage länger dort bei freier Kost und Logis, denn die Sache war derart kurzfristig anberaumt und das Zimmerkontingent so großzügig bemessen worden, dass dies wohl die wirtschaftlichere Lösung für den Veranstalter war. Ein Wochenende im Luxushotel mit Ausfahrten auf der Jacht, also schlimmer geht immer.
Zurück zur Ökonomie: Wirtschaftlich war das am Ende für uns jedenfalls nicht. Vor Begleichung unserer Honorarnoten hat der Veranstalter leider Konkurs angemeldet. Mir wird jetzt noch heiß und kalt, wenn ich daran denke.
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Foto: C.E.
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