Equinox bezeichnet die Tag- und Nachtgleiche. Das ist in ziemlich genau drei Monaten. Einige Tage nach dem anderen Wendepunkt habe ich indes in Berlin den Luftequinox feststellen müssen. Aus der Küche riecht es nach Bouletten, die der Mitbewohner in rauen Mengen brät. Beim Versuch des Lüftens dringt eine Luft herein, die Schwarzpulver, Arsen, Blei, Strontiumsalze und sonstige Delikatessen enthält. In Sachen Feinstaubbelastung entspricht Silvester zwei Monaten Straßenverkehr, steht heute in der Zeitung.
Mich begeistert beides nicht. Das Silvestergedöns, das sich die Deutschen dieses Mal etwa 120 Millionen Euro kosten lassen, geht mir mächtig auf die Senkel. Dazu kommen die Folgekosten: Jedes Jahr gibt es Verletzte und Tote, Zerstörungen an Haus und Baum. Auch Tiere leiden. Ich muss an einen Neujahrsmorgen irgendwann in den frühen Nuller Jahren denken, als bei Freunden die Katze des Hauses tot unterm Küchentisch lag; sie hatte sich mit Herzinfarkt verabschiedet. Heute müssen wir in Berlin leider immer öfter beobachten, dass Feuerwerker auf Menschen zielen, auf Passanten, Krankenwagen oder Polizeiautos.
Schützengraben des modernen Straßenkampfs |
Die Niederlande haben die Schießerei von Privat verboten. Ich begrüße das. Normalerweise habe ich nichts gegen Feuerwerk: Vor einigen Jahren habe ich in Marseille wunderbar orchestrierte Lichtmalereien sehr genossen. Das ist was anderes. Da wird auch der Müll immer gleich eingesammelt. Jetzt dürfen in Berlin alle wieder wochenlang im Slalom um Ballerschrott und Adventsüberbleibsel herumlaufen, die Stadt erweist sich bei solchen Themen immer als zuverlässig unfähig. Nein, ich bin kein Fan von Silvester. Guten Rutsch wünsche ich trotzdem!
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Foto: Stijepo Pavlina (Danke!)
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