Freitag, 21. Juli 2023

Museum der Wörter (30)

Bon­jour & hel­lo! Aus dem Ar­beits­le­ben der Über­set­zer und Dol­met­scher können Sie hier einiges erfahren, hier: von Übersetzerinnen und Dolmetscherinnen. Die Bü­ro­kol­legin über­setzt vor al lem in die engli­sche Spra­che, ich dol­metsche über­wie­gend. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Fran­zö­sisch und Eng­lisch und Deutsch als Ziel­spra­che (beim Über­setzen) bwz. bi­la­te­ral FR<>DE (beim Dolmet­schen). Heute ris­kie­ren wir mal wie­der ei­nen Blick ins Wör­ter­mu­se­um und sehen Aktu­el­les von dem wir uns wün­schen, dass es bald ar­chi­viert wer­den darf.
                      

                  Gierflation

                  Übergewinne, Zufallsgewinne

Die Fakten sind schnell ver­stoff­wech­selt: Im allgemeinen Inflations­kl­ima gibt es Firmen, vor allem große Konzerne mit inter­na­tio­na­lem Ein­fluss, die ihre Vormacht­stellung ausnutzen und auch ohne eigene ökono­mi­sche Zwänge ihre Preise erhö­hen, weil sie gierig sind auf Mehr­gewinne. Diese Gier heizt die Infla­tion weiter an, es ent­steht Gierflation. Aus inflation und greed, der Gier, wurde das Englische greedflation, das die Vor­la­ge für den deut­schen Be­griff war.

Damit erhöhen sie nicht selten ohnehin be­reits vorhan­de­ne Überge­winne, auf Eng­lisch wind­fall profits oder wind­fall gains. Solche Ge­win­ne, die einem der Wind in den Schoß pustet, das meint der eng­li­sche Begriff, werden von Öko­no­men nüch­tern "Markt­la­gen­gewinne" ge­nannt. Hier se­hen wir deut­lich, wie die Be­nen­nung ei­ner Sache zu deren Wahr­neh­mung bei­trägt. Eine De­bat­te zur mög­lichen hohen Besteu­erung von "Markt­la­gen­ge­win­nen" dürf­te nüch­tern aus­fal­len. Nennen wir diese Mit­nah­me­ef­fek­te aber "Zufalls­ge­winne" oder "Über­ge­winne", sind wir zwar weniger "sach­lich", dis­ku­tie­ren aber stärker an der ökono­mi­schen Reali­tät vieler Men­schen ent­lang. Und das stärkt die Demo­kra­tie.

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Idee: H.F.

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