Die Frau am Telefon spricht akzentfrei Deutsch, ihr Name ist Julia, sie spricht ihn amerikanisch aus. Im ersten Moment halte ich das für affektiert. Aber Moment mal, ich hadere ja auch immer, wie ich meinen Namen aussprechen soll. Denn ich passe mich dem Gegenüber an, bei Franzosen spreche ich ihn französisch, vor Deutschen deutsch aus — aber da ich alles andre als amerikanisch wirke ...
Es mäandert sich — mit Ä wie Ärger |
Am Ende buchstabiere ich etwas. Sie versteht akustisch nicht gleich und fragt: "L wie lovely?"
Jeder Deutsche hätte jetzt "Ludwig" gesagt.
How lovely!
Gar nicht lovely ist indes, dass Teile unseres deutschen Buchstabieralphabets noch immer aus der Nazizeit stammen. Dessen Entnazifizierung war halbherzig. "N wie Nathan" hieß es bis in die frühen 1930-er Jahre (seitdem "Nordpol"), außerdem war vor der Nazizeit zu hören: "D wie David" ("Dora"), "J wie Jacob" ("Julius") und "S wie Samuel" ("Siegfried"). Samuel ist offiziell schon seit Jahrzehnten wieder gültig, nur verwenden ihn viele leider nicht. Auch "Zacharias" ist so ein Fall. Vielen kommt spontan der "Zeppelin" aus der Nazizeit über die Lippen.
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Foto: Archiv
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