Freitag, 3. August 2007

Buchstabieren

Die neue Kollegin eines befreundeten Dolmetschernetzwerks ruft an und vermittelt uns einen Sommerloch-Job für Englisch.

Die Frau am Telefon spricht akzentfrei Deutsch, ihr Name ist Julia, sie spricht ihn amerikanisch aus. Im ersten Moment halte ich das für affektiert. Aber Moment mal, ich hadere ja auch immer, wie ich meinen Namen aussprechen soll. Denn ich passe mich dem Gegenüber an, bei Franzosen spreche ich ihn französisch, vor Deutschen deutsch aus aber da ich alles andre als amerikanisch wirke ...

Es mäandert sich — mit Ä wie Ärger
Spä­ter im Ge­spräch fol­gen Te­le­fon­­num­mern. Zah­len sind immer der untrügliche Test für die Herkunft eines Men­schen, oder in welcher Spra­che wie sie oder er rech­net. Das sagte sie alles astrein auf Deutsch.

Am Ende buchstabiere ich et­was. Sie versteht akustisch nicht gleich und fragt: "L wie lovely?"

Jeder Deutsche hätte jetzt "Ludwig" gesagt.
How lovely!

Gar nicht lovely ist indes, dass Teile unseres deutschen Buch­sta­bier­al­pha­bets noch immer aus der Nazizeit stammen. Dessen Ent­na­zi­fizierung war halb­her­zig. "N wie Na­than" hieß es bis in die frühen 1930-er Jahre (seitdem "Nordpol"), au­ßerdem war vor der Nazi­zeit zu hören: "D wie David" ("Dora"), "J wie Jacob" ("Julius") und "S wie Sa­muel" ("Siegfried"). Samuel ist of­fi­ziell schon seit Jahrzehnten wie­der gültig, nur ver­wen­den ihn viele leider nicht. Auch "Zacharias" ist so ein Fall. Vielen kommt spontan der "Zeppelin" aus der Nazizeit über die Lippen.

______________________________
Foto: Archiv

Keine Kommentare: