Derzeit entwickle ich meine häuslichen Talente weiter! Ich war als Kind in der Mittelstufe viele Jahre lang in einer integrierten Gesamtschule, wo wir polytechnischen Unterricht bekamen. Ich habe es geliebt: Holz- und Metallbearbeitung, Kochen und Nähen. Viele Jahre später durfte ich mal bei einer Prüfung zur Hauswirtschafterin dolmetschen und bekam die Materialien des Lehrgangs zur Vorbereitung. Ich lese und lerne schnell und von Herzen gerne.
Daher habe ich neulich bei einem Freund und bei meiner Mutter die Küchen umorganisiert, alles nach Abläufen durchdacht, das Fehlende nachgekauft und einsortiert. Bei diesem Freund hatte ich um Erlaubnis gebeten, es war mein Dankeschön für einige Wochen in seiner ungenutzten Wohnung am Meer. Bei meiner Mutter habe ich für mich umsortiert, denn im Gegensatz zu unserer alten Dame koche ich gerne.
Dann durfte ich mich ans Stopfen erinnern. Mein Vater hat einige schöne Geschirrtücher aus Leinen geerbt, die jahrelang zu heiß gewaschen worden sind, die Weichspüler und direkte Sonne abbekommen haben. Das Leinen war bretthart und brüchig. Erstmal Löcher stopfen, dann den Naturstoff pflegen, war die Parole.
Der Naturstoff Leinen wird aus den Fasern der Flachspflanze gewoben. Zunächst werden die Fasern von den holzigen Stängeln gewonnen, geglättet, gebürstet und verspunnen. Leinenstoffe gelten als ideal in der Küche und im Schlafzimmer, denn sie nehmen viel Feuchtigkeit auf.
Leintücher und linnene Geschirrtücher dürfen nicht in der Sonne (aus)trocknen, sondern müssen schonend und im Schatten trocken werden. Große Hitze (auch ein Trockner) macht die Fasern spröde.
Leinen gilt als besonders robust. Die Knitterlinien gehören dazu, was ich gut und entspannt finde. Ich bin keine Freundin des Bügeleisens.
Leinen soll, damit es flexibel und geschmeidig bleibt, nur bis 40 Grad Celsius und mit einem Feinwaschmittel gewaschen werden. Anschließend: siehe oben.
Im Familienbestand gibt es auch wunderbare Tücher aus einem Leinen-Baumwoll-Mix. Die Baumwollfäden dazu stammten, meiner Tante zufolge, aus den aufgeribbelten weißen Strümpfen der Mädchen. Das ist mehr als 100 Jahre her.
Weil die Stopfstellentücher sich gerade in der Waschmaschine drehen, hier ein Bild der alten Baumwolltücher, links in "Gerstenkornmuster" gewebt, einer Art kleinem Waffelpiqué. Das waren damals auch Körpertücher, also vor der großflächigen Verbreitung des Frottees, das ab den 1850-er Jahren in Haushalten der Oberschicht seinen Siegeszug angetreten hatte. Aber lange gab es noch beides parallel.
Im Familienbestand gibt es auch wunderbare Tücher aus einem Leinen-Baumwoll-Mix. Die Baumwollfäden dazu stammten, meiner Tante zufolge, aus den aufgeribbelten weißen Strümpfen der Mädchen. Das ist mehr als 100 Jahre her.
Weil die Stopfstellentücher sich gerade in der Waschmaschine drehen, hier ein Bild der alten Baumwolltücher, links in "Gerstenkornmuster" gewebt, einer Art kleinem Waffelpiqué. Das waren damals auch Körpertücher, also vor der großflächigen Verbreitung des Frottees, das ab den 1850-er Jahren in Haushalten der Oberschicht seinen Siegeszug angetreten hatte. Aber lange gab es noch beides parallel.
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| Altes Tuch im Mittagslicht |
Solche Textilien sind gewebte Geschichte, manche sogar museale Objekte, und sie erzählen viel über unsere Kultur. Das gilt auch für die Art der Haushaltsführung in alten Häusern und ihre zentralen Gegenstände. Vielleicht sollte ich eine Lexik dazu anlegen; wer weiß denn schon, wann die passenden Kund:innen anrufen ...
Fotos: C.E.

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