Freitag, 12. Dezember 2025

Gute Zukunft (1)

Herz­lich will­kom­men, lie­be Le­se­rin, lie­ber Le­ser! Hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch und Haupt­ar­beits­spra­che Fran­zö­sisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Wie le­ben und ar­bei­ten wir Dol­met­sche­r und Dol­met­sche­rin­nen, Über­set­ze­rin­nen und Über­set­zer, und was fällt uns am We­ges­rand auf? Heute der 1. Teil einer neuen Reihe.

Es gibt Ta­ge, an de­nen ha­be ich zehn Ge­schäfts­ide­en, aber eben kei­ne zehn Le­ben, um ei­nen Bruch­teil da­von um­zu­set­zen. Neh­men wir die Kin­der­ge­burt­sta­ge. Ich ha­be da ei­nen neu­lich am Ran­de er­lebt. Dort wur­den die Stan­dards in den letz­ten Jahr­zehn­ten krass er­höht: Man­che ge­hen mit den Kids zum Boul­dern, frü­her „Klet­tern“, oder in ei­ne Hal­le, in der sich die klei­nen Mensch­lein ge­gen­sei­tig mit Far­ben be­schie­ßen kön­nen. Die mil­de Va­ri­an­te für die gu­te Jah­res­zeit sind die Schnit­zel­jagd oder das Pick­nick im Zoo. 

Mäd­chen kön­nen MINT ler­nen (*)

Den Ge­burts­tags­fei­ern ge­mein ist das Mit­ge­be­beu­tel­chen, in dem Sa­chen mit viel Zu­cker sind, mit noch mehr Zu­cker und Plas­tik­spiel­zeugs in Mi­ni­atur aus Chi­na, das nach giftigen Plastikzusätzen riecht und von mi­ni­ma­lem Spiel­wert ist. Sol­che „Mit­ge­bsel“, ein Ne­o­lo­gis­mus, der sich vom Wort „Mit­brings­el“ ab­lei­tet, lau­fen in vie­len Fa­mi­li­en un­ter „Son­der­müll“. Zu­recht.

Ich ken­ne El­tern, die sich be­wusst dem so­zia­len Druck ent­zo­gen ha­ben, sol­che Gi­ve­-away-Beu­tel zu be­sor­gen. 

Aber die­ser Druck ist hoch, und nie­mand wünscht, dass der ei­ge­ne Nach­wuchs Kom­men­ta­ren oder Hä­nse­lei­en aus­ge­setzt ist. Hier setzt mei­ne Ide­e an: Ei­ne Fir­ma kön­nte aus schö­nem Pa­pier Über­ra­schungs­tü­ten an­bie­ten, die dann in Spiel­wa­ren­lä­den, aber auch im Buch­han­del, ver­kauft wer­den kön­nen. Der In­halt: nach­hal­tig. Die Aus­wahl ist groß. Klei­ne Büch­lein pas­sen da zum Bei­spiel gut hin­ein.

Ich den­ke gleich an ein Daum­en­ki­no. Aber auch Bunt­stif­te mit Saat­gut drin sind toll. Die gibt es längst: Der An­spitz­ab­fall lan­det im Blu­men­topf, nach dem Kei­men und Wach­sen wird es span­nend! Aber ich kann mir auch die Groß­el­tern­klas­si­ker gut vor­stel­len: Krei­sel und Jo­jos, an de­nen sich bei Ro­ta­ti­on die Ver­mi­schung der Far­ben be­ob­ach­ten lässt, oder Strick­lie­seln, dann die klas­si­schen Glas­mur­meln oder bun­te Blu­men­mur­meln, auch hier mit Saat­gut­kern (für je­ne, die kei­nen Saat­gut­bunt­stift drin hat­ten). 

Globus und Pfeile, die im Kreis laufen: Kreislaufwirtschaft!
Wir brau­chen ein Sym­bol 
für Kreis­lauf­wirt­schaft!

Hübsch und be­währt sind klei­ne Denk- und Kno­bel­spie­le aus Holz, Stra­ßen­mal­krei­de, Buch­sta­ben­wür­fel oder Holz­per­len. Bei uns ste­hen die wie Aqua­rell­far­be ver­mal­ba­ren Bunt­stif­te hoch im Kurs, für den Beu­tel würde je ei­ne Far­be und ein Pin­sel plus Er­klär­zet­tel pas­sen. Das kann spä­ter noch An­ge­hö­ri­ge auf Ge­schenk­ide­en brin­gen.

Und bit­te kei­ne ge­gen­der­ten Tüt­chen! In denen be­kom­men Mäd­chen kit­schi­ge Kat­zen und -Ein­hör­ner be­kom­men und Jungs Di­nos und Rit­ter.

Das Ganze na­tür­lich als Kunst­stoff­mi­ni­a­tu­ren, die schlimms­ten­falls nach in Eu­ro­pa längst ver­bo­te­nen Lö­sungs­mit­teln stin­ken, grrrr! Die­se un­ter­schie­d­li­chen Spiel­- und An­zieh­sa­chen, aber auch die Schul­aus­stat­tung, ka­­men mas­siv erst in den Null­er Jah­ren auf. Es tut den Kin­dern nicht gut, engt ih­re Fan­ta­sie eben­so ein wie den Mut, ei­ge­ne Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten zu ent­de­cken.

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Fo­tos: pixlr.com (Zu­falls­fund) und C.E.
(*) MINT: Ma­the, In­for­ma­tik, Na­tur­wis­-
sen­schaf­ten, Tech­nik

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