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| Die Autorin dieser Zeilen als Studentin |
Wir hatten ein Sprachlabor, ein Videosystem mit Schnittplatz, haben auf Englisch und auf Französisch Sketches inszeniert und gefilmt.
Dann sind wir, ich war mitten in der "Mittelstufe", aus beruflichen Gründen des Vaters nach Baden-Württemberg gezogen. Ich musste in ein mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium wechseln, auf dem Land gab’s keine Auswahl. Prompt wurde dort Französisch wie eine tote Sprache unterrichtet: Diktat, Konjugieren, trockene Grammatikübungen. Bei der erste Klassenarbeit hatte ich dann die schlechteste Note auf der Skala, aber mit einem Fünkchen Hoffnung, eine 6+, kurz: ich war versetzungsgefährdet.
Als Schülerin habe ich auch aus Angst vor dem schrecklichen Leistungsdruck manchmal gestottert. Ein Lehrer meinte damals zu meinen Eltern: „Lassen Sie das Mädchen doch Kinderschwester oder Kindergärtnerin werden, es kann ja so gut mit Menschen, aber mit Fremdsprachen oder öffentlichem Reden ist Ihre Tochter komplett überfordert!“
Dann folgten: Schulwechsel, die tägliche Zugfahrt zum Bildungsort, zugewandte Pädagogik, die Theater-AG, ein Wahlfachkurs Pychologie, hervorragender Kunstunterricht. Wechselgründe waren aber vor allem die Leistungskurse in den Fächern Deutsch und Französisch, wobei ich dann mit Schülern lernen durfte, deren erste Fremdsprache Französisch war.
Meine Noten wurden erst wieder schlechter, aber nicht ganz so schlimm wie nach dem Umzug. Wäre mir der Abiturdurchschnitt nicht piepegal gewesen, hätte ich das nicht machen dürfen. Dies ist ein Plädoyer gegen Schulnoten, gegen das "Grundschulabitur" in Baden-Württemberg, gegen starre Versetzungsregeln, gegen den Numerus Clausus und für flexiblere Schulformen, für Förderung, Ermutigung, Talentsuche. Ich bin phasenweise meinen Weg trotz der Schule gegangen.
Nach dem Abitur ging’s sofort zum Studium nach Frankreich. Heute arbeite ich als Konferenzdolmetscherin, oft für die Diplomatie, in der Kultur sowie zu Themen aus den Bereichen Politik, Bau und Urbanismus, Wirtschaft und Landwirtschaft.
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Foto(s): Privat

1 Kommentar:
Ach, wie schön! Und tolle Fotos! Gruß, B.
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