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Donnerstag, 17. Juli 2025

Kurzer Rückblick

Sie le­sen hier in ei­nem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin und Über­set­ze­­rin. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, und die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­lische Spra­che. Heu­te: Throw­back thurs­day, wir bli­cken kurz zu­rück.

Passbilder, s/w und bunt mit Rotstich
Die Au­to­rin die­ser Zei­len als Stu­den­tin
Einst ha­be ich mit Fran­zö­sisch als zwei­te Fremd­spra­che in der Schu­le an­ge­fan­gen. Zu­vor durf­te ich schon ei­ne schö­ne Ver­bin­dung zu die­ser Spra­che auf­bau­en, denn als Kind ha­be ich ein biss­chen Fran­zö­sisch mit mei­ner Ur­groß­mut­ter und dann mit Nach­barn ge­lernt. Als mein Fran­zö­sisch­un­ter­richt los­ging, ha­ben wir in Hes­sen ge­wohnt. Der Schwer­punkt dort lag auf dem Spre­chen. Gram­ma­tik wur­de ein­ge­übt, aber nicht krampf­haft. Dik­ta­te wur­den am An­fang nicht ge­schrie­ben. Ich war da­mals auf ei­ner Ge­samt­schu­le. 

Wir hat­ten ein Sprach­la­bor, ein Vi­deo­sys­tem mit Schnitt­platz, ha­ben auf Eng­lisch und auf Fran­zö­sisch Sket­ches in­sze­niert und ge­filmt. 

Dann sind wir, ich war mit­ten in der "Mit­tel­stu­fe", aus be­ruf­li­chen Grün­den des Va­ters nach Ba­den-Würt­tem­berg ge­zo­gen. Ich muss­te in ein ma­the­ma­tisch-na­tur­wis­­sen­schaft­li­ches Gym­na­sium wech­seln, auf dem Land gab’s kei­ne Aus­wahl. Prompt wur­de dort Fran­zö­sisch wie ei­ne to­te Spra­che un­ter­rich­tet: Dik­tat, Kon­ju­gie­ren, tro­cke­ne Gram­ma­tik­ü­bun­gen. Bei der ers­te Klas­sen­ar­beit hat­te ich dann die schlech­tes­te No­te auf der Ska­la, aber mit ei­nem Fünk­chen Hoff­nung, ei­ne 6+, kurz: ich war ver­set­zungs­ge­fähr­det.

Als Schü­­le­­rin ha­be ich auch aus Angst vor dem schreck­li­chen Leis­tungs­druck manch­­mal ge­stot­tert. Ein Leh­rer mein­te da­­mals zu mei­nen El­tern: „Las­sen Sie das Mäd­chen doch Kin­der­schwes­ter oder Kin­der­gärt­ne­rin wer­den, es kann ja so gut mit Men­schen, aber mit Fremd­spra­chen oder öffent­li­chem Re­den ist Ihre Toch­ter kom­plett über­for­dert!“

Dann folg­ten: Schul­wech­sel, die täg­li­che Zug­fahrt zum Bil­dungs­ort, zu­­ge­­wand­­te Päd­ago­gik, die Thea­ter-AG, ein Wahl­fach­kurs Pychologie, her­vor­ra­gen­der Kunst­un­ter­richt. Wech­sel­grü­­nde wa­­ren aber vor al­lem die Leis­tungs­kur­se in den Fä­chern Deutsch und Fran­zö­sisch, wo­bei ich dann mit Schü­lern ler­nen durf­­te, de­ren ers­te Fremd­spra­che Fran­zö­sisch war.

Mei­ne No­ten wur­­den erst wie­der schlech­ter, aber nicht ganz so schlimm wie nach dem Um­zug. Wä­re mir der Abi­tur­durch­schnitt nicht piep­egal ge­we­sen, hät­te ich das nicht ma­chen dür­fen. Dies ist ein Plä­doy­er ge­gen Schul­no­ten, ge­gen das "Grund­schul­abi­tur" in Ba­den-Würt­tem­berg, ge­gen star­re Ver­setz­ungs­re­geln, ge­gen den Nu­me­rus Clau­sus und für fle­xib­le­re Schul­for­men, für För­de­rung, Er­mu­ti­gung, Ta­lent­su­che. Ich bin pha­sen­wei­se mei­nen Weg trotz der Schu­le ge­gan­gen.

Nach dem Abi­tur ging’s so­fort zum Stu­di­um nach Frank­reich. Heu­te ar­bei­te ich als Kon­fe­renz­dol­met­scher­in, oft für die Di­plo­ma­tie, in der Kul­tur­ sowie zu The­men aus den Be­rei­chen Po­li­tik, Bau und Ur­ba­nis­mus, Wirt­schaft und Land­wirt­schaft.

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Fo­to(s): Pri­vat

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