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Dienstag, 16. Dezember 2025

Museum der Wörter (46)

Will­kom­men bei mei­nem Blog aus der Ar­beits­welt der Spra­chen. Wie Dol­met­scher und Über­set­zer ar­beiten, ist oft nicht so ge­nau be­kannt. Zum Be­ruf gehört auch, dass wir uns stän­dig Ge­dan­ken über die Ar­beits­mit­tel machen, über Tech­nik, na­tür­lich, aber auch über die Spra­chen.

              
             
Der Ball liegt im La­ger des Geg­ners
 
Die­sen Be­griff gab es auf Deutsch noch nicht, als ich Kind war. Im Eng­lischen exis­tiert das Idiom the ball is in some­one’s court, im Fran­zö­sischen la bal­le est dans le camp de l'au­tre. Im Deut­schen wurde die wört­liche Über­tra­gung erst spä­ter geläufig, be­för­dert durch Glo­ba­li­sie­rung, Medi­en und Ver­hand­lungs­jargon. 

Völkerball
Meine Assoziation zum Begriff
Es gibt kei­nen klaren Nach­weis, dass der Ju­go­slaw­ien­krieg die­se Re­de­wen­dung in Deutsch­land erst brei­ten Krei­sen be­kannt mach­te, was meine stil­le Vermutung ist; es war al­so eher ein schlei­chen­der sprach­licher Trans­fer.

Zum Bild: „Völ­ker­ball“ hieß üb­ri­gens in dem Teil Deutsch­lands, in dem der „Füh­rer­schein“ eine „Fah­rer­laub­nis“ ge­nannt wurde, auch „Zwei­fel­der­ball“. Auf Fran­zö­sisch ist es la balle aux pri­son­niers, was mei­nen Ge­dan­ken wei­ter­treibt: „Ge­fan­ge­nen­ball“ in der wört­li­chen Über­set­zung, ein Feld­teil wird dann prompt auch la pri­son ge­nannt, das Ge­fäng­nis. Auf Eng­lisch ist es dodge­ball, dabei be­deu­tet the dodge Trick, Täu­schung oder Win­kel­zug.

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Il­lus­tra­tion: Schul­buch ca. 1911

1 Kommentar:

  1. Ach, da durfte ich mehrfach lesen, weil bei mir Zweifel aufkamen: Zweifel-derball, schönes Beispiel für Trennungsschmerz in Texten! Gruß, Th.

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