Freitag, 12. Mai 2017

Kopfkino (1)

Ob geplant oder zufällig, Sie sind auf den Weblogseiten einer Wortarbeiterin ge­lan­det. Ich dolmetsche und übersetze für Wirtschaft, Politik und Industrie, da­run­ter auch für die Filmindustrie. Arbeitssprachen sind DE, FR und EN. Heute startet eine neue Reihe, mal schauen, ob ich die etabliert bekomme: Kopfkino.

Schlechte Kalauer scheinen unter deutschen Frisören besonders groß in Mode zu sein. Wann hat das bei denen eigentlich angefangen?

Wandmalerei: Kopfkino
Gesehen in Berlin-Kreuzberg
Ihre Boutiquen nennen sie "Chronicle head crash", "Abschnitt", "Haupt-Sache" (in Ge­richts­nähe), "Cre­Haar­tiv", "Kai­ser­schnitt" (am Krankenhaus), "Schnipp & ab", "Vier Haareszeiten", "Kamm in", "Hair­zi­lein", "Um Haaresbreite", "Haarem", "Schnitt­stel­le", "Hairlich", "Hair­schafts­zei­ten" und was derart Sprachgrausamkeiten mehr sind.

In meiner Kindheit und Jugend haben wir uns wenigstens noch in den Räumen von "Haarmoden Retzer", der lag in Sachsen, da brachten wir das eigene Handtuch mit, oder im "Salon Bella", bei "Barbara's Bar­ber's" oder "Pfaff's Haarstudio" ein­sei­fen und beschnippeln lassen, wie sich's ge­hört mit Dep­pen­apostroph.

Simon Coiffeur de famille, Audebert Coiffure, La Bottega del Coiffeur heißen die entsprechenden Läden in Paris. Das geht alles in Richtung der guten altdeutschen "Haar­ins­ti­tu­te". Franzosen gehen ja gemeinhin zum Coiffeur, wo sie sich eine neue coiffure verpassen oder nur die Spitzen nachschneiden lassen. Der deutsche Be­griff "Fri­seur", ein echter "falscher Freund", klingt für französische Ohren lustig, heißt er doch übersetzt "Lockenmacher".

Wennschon, dennschon. Jetzt kommt die Filmidee. Ich bin für "Brainwash": Der La­den, irgendwo im Norden Neukölln, so stelle ich ihn mir vor, ist hin­ten Wasch­sa­lon für Wäsche, vorne Salon für Haare und Teesalon für alle anderen. Das Eta­blis­se­mang liegt in einem Hin­ter­hof­ne­ben­ge­bäu­de aus roten Ziegeln und hält aus­schließ­lich politische Zeitungen und LETTRE, außerdem werden Hennafärbungen der Hän­de angeboten, denn direkt daneben liegt eine Bauchtanzschule.

Schriftzug auf Papier: Frühling eingetroffen
Heute war es endlich mal warm
Sobald es wärmer wird, sitzen viele draußen im Hof, dann dringt die Musik nicht nur durch die Wände.

Bis vor einigen Jahren war "Brainwash" im Bezirk Prenz­lau­er Berg ansässig, aber dort be­sitzen in­zwi­schen alle ihre ei­ge­nen Wasch­ma­schi­nen und die Edelcoiffeure haben seit langem den Wett­kampf für sich ent­schie­den.

Das Vorbild für den Laden habe ich vor vielen Jahren mal in San Francisco besucht, dort gibt's im Brainwash Cafe & Laundromat die Kombi Kaffee und Wäsche.

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Foto: C.E.

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