Donnerstag, 30. März 2017

Kreuzbergschnack

Mitten in ei­nen Blog aus der Ar­beits­welt sind Sie rein­ge­ra­ten: Bon­jour und herz­lich will­kom­men! Hier stehen kurze (anonymisierte) Episoden aus meinem mit­un­ter sehr vielseitigen Alltag, Gedanken zu Kultur und Sprache sowie Hinweise zu meinen Arbeitsfeldern.
 
Donerstag (steht auf dem Kassendatum)
Gesehen in der Rudi-Dutschke-Straße
Recherchepause im Café bei der Wohnungsuche mit Dol­metsch­kunden (es ist der Kindsvater von gestern). Mir schlägt die Wohnungslage Ber­lins ziemlich auf die Laune.
Wir trinken einen Kaffee in einem Bis­trot mit Wlan.

Die Stimmung ist auf dem Tief­punkt. Ich muss irgend­wel­che Wit­ze rei­ßen, sonst geht es nicht weiter.

An der Kasse sehe ich einen schönen Programmierfehler. Ich knipse, der Barmann will den Grund wissen. Ich erkläre ihn. Und ergänze bierernst, dass ich in der Schu­le immer die Klassenbeste gewesen sei, dass niemand mit mir hätte spielen wol­len, weil ich im­mer alle und alles korrigiert habe.

Der Mann sieht mich entgeistert an. Ich schaue entgeistert zurück. Nach knapp 20 Se­kun­den lachen wir schallend los. Dann muss ich meinem (arabisch- und fran­zö­sisch­spra­chi­gen) Kunden die Lage erklären. Hauptsache, die Stimmung stimmt. Ich reiße schon mal Witze auf eigene Kosten. Dann übersetze ich ihm in Grundzügen einen Taz-Artikel meines früheren Nachbarn, der mir gefällt und der vis-à-vis ver­öf­fent­licht wurde. Hier geht es darum, dass das Nichtverstehen manch­mal auch ganz angenehm sein kann: "Zärtliche Zischlaute | Dem Men­schen­bild kann es nur zuträglich sein, wenn man die Landessprache nicht beherrscht".

Dass hier Rudi-Dutschke-Straße an Axel-Springer-Straße stößt und was das be­deu­tet, erkläre ich ihm nicht. Etwas froher gestimmt widmen wir uns weiter dem Trau­er­spiel Berliner Wohnungsmarkt. (Wobei plötzliches Lachen nach einem Satz in Gegenwart von Fremden immer erklärt werden muss, damit der Betreffende nicht das Gefühl hat, dass möglicherweise über ihn oder sie gelacht wird.)

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Foto: C.E.

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