Mittwoch, 3. August 2016

Im Grünen

Französischdolmetscher und -übersetzer haben, verglichen mit anderen Be­rufs­tä­ti­gen, einen atypischen Arbeitsalltag. Bei uns kommt einiges zusammen: Manch­mal arbeiten wir zu krummen Schichtzeiten wie Ärzte, haben Reisezeiten wie Fern­fah­rer, müssen Ordnung und Klarheit reinbringen wie Reinigungskräfte und wissen ohnehin immer alles besser wie Lehrer. Meine Fachbereiche sind Wirtschaft und Politik, Soziales, Bau, Tourismus und Kultur.

Wer viel hinter den Büchern klebt, braucht Ausgleich. Gerne schwinge ich mich morgens aufs Fahrrad und bin etwas mehr als einer halben Stunde am Badesee.

Hofgarten
Auch Fahrten ins Grüne, zum Beispiel am Wochenende, liebe ich sehr. Da ich oft samstags und sonntags arbeite, kann das Wochenende bei mir auch mal mitten in der Woche liegen. Das ist ähnlich wie bei meinen Kunden, von denen etliche im Bereich Film und Fernsehen ihre Brötchen verdienen.

Grün mag ich auch, wenn ich aus dem Fenster schaue, hier der Blick hinten raus. Eine Nachbarin und ich kümmern uns um den kleinen Garten im Hof. Meine Haupt­auf­ga­be liegt neben sämtlichen Hilfs­ar­bei­ten im Betreuen des Komposts. Im Grunde liefern nur 2,5 Per­so­nen seit drei Jah­ren hier die Grund­stof­fe.

Guten Komposterde herzustellen aus den Resten von Biolebensmitteln (Tee- und Kaf­fee­satz, Sa­lat, Ge­mü­se ...) und Gartenabfällen ist gar nicht so einfach. Der Kom­post sollte un­ter­schied­li­ches Material zusammenführen, darf nicht zu feucht sein und muss viele Kleinstlebewesen anziehen. Die Mischung muss stimmen. (Wer dazu etwas lesen möchte, dem sei der kleine Brevier der Klostergärtnerinnen von Fulda ans Herz gelegt: „Kompost — Gold im Biogarten“).

Parallel dazu lese ich viel über Bodengesundheit, Umbau der mechanisch-che­mi­schen Land­wirt­schaft in einen biologisch-naturpflegerischen Landbau, über Pa­ral­lel- und Wech­sel­­kul­tu­ren sowie Permakultur.

Sommerstimmung
Dazu gab es gestern Abend zu meiner großen Freude ein spannendes Feature meines Nachbarn und Gar­ten­freunds Ernst Lud­wig von Aster (Grü­ße!) auf Deut­schland­ra­dio Kultur mit dem Titel „Ohne Pflug auf den Acker – Land­wir­te passen sich den Kli­ma­wan­del an". Vieles deckt sich da mit dem, was ich aus Frank­­reich seit etlichen Jah­ren so höre und le­se.

Zum Beispiel mit dem, was "meine" Boden­päpste, die Mi­kro­bio­lo­gen Lydia und Jean-Claude Bour­gui­gnon predigen (über sie hat die "Welt" dankenswerterweise vor einem Jahr schon einmal berichtet).

Das Feature ist heute meine Hör­em­pfeh­lung. (Wer möch­te, findet dort auch die Text­fas­sung der Sen­dung.)

______________________________  
Fotos: C.E.

Keine Kommentare: