Montag, 29. August 2016

Auf dem Schreibtisch XXXV

Bonjour, hello, guten Tag! Hier schreibt eine Sprach­ar­bei­te­rin über den Be­rufs­all­tag als Dol­met­sche­rin für Fran­zö­sisch (und Über­­­set­­ze­rin). Ich arbeite für ins­ti­tu­tio­nel­le und private Kunden in Marseille, Paris, Berlin, Leipzig und fast überall dort, wo Sie mich brauchen!
 
Das Zeitungslesen gehört bei uns zur Tätigkeitsbeschreibung. Und ja, das hat was von Arbeit, es sind täglich einige Stunden, ich muss verarbeiten, den einen oder an­de­ren Artikel ausschneiden, herunterladen oder ausdrucken und bearbeiten und im richtigen Dossier ablegen, mir Begriffe überlegen und die anderen, bereits ge­fun­de­nen, nochmal überfliegen, das Glossar ergänzen.

Bearbeitete Seiten
Kleinteilige Arbeit
Dabei sind allgemeine Politik, Film- und Medienwirtschaft, Architektur und Stadt­pla­nung ebenso mein Thema wie Bio­plas­tik, Permakultur und Agro­­forst­­wirt­­schaft als Le­se­the­ma. Diese Woche kommen hinzu: Ein Technikthema für die internationale Funk­aus­stel­lung (IFA), eine Web­sei­ten­über­set­zung, ein Text über die Arbeitswelt und wieder Krieg und Flucht und Asyl.

Zurück zu Bioplastik. Konkrete Wege aus der Wirtschaftskrise finde ich immer be­son­ders spannend. Die Welt ersäuft in Plastikmüll, der aberhunderte von Jahren braucht, um zu "zerfallen", wobei er von den Gezeiten nur zu immer kleineren Par­ti­keln zermahlen wird. Damit nähert es sich dem Mikroplastik an, dem Asbest des beginnenden 21. Jahrhunderts. (Weiterlesen hier: Isolierung, das Thema begleitet mich seit 2012, und die Politik hat es noch immer nicht erreicht.)

Wenn wir nicht schleunigst aufhören damit, die Natur als Müllkippe zu miss­brau­chen und anfangen, den Müll wieder einzusammeln, wird bis zum Jahr 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren schwimmen. (Weiterlesen hier: "Kunststoff im Ozean", SZ.)

Dabei gibt es längst Alternativen. Seit 2014 forschen deutsche Unternehmen an der Herstellung von Kunststoffgranulat aus Casein (hier ein Bericht, "Kunststoff aus Milch", SWR). Nordamerikanische Wissenschaftler haben neulich Milchproteine als Grundstoff für Lebensmittelverpackungen vorgestellt und errechnet, dass diese Bioverpackungen zum Beispiel Käse 500 Mal besser vor Sauerstoff und damit vor Austrocknung schützen, als es herkömmliches Plastik bislang getan hat. (Hier ein Artikel dazu: "Edible food packaging made from milk proteins", sciencedaily.com.)

Käse, Teekanne, Messer, Zitrone
Käse auf dem Brettchen
Diese Milcheiweiße, sie hei­ßen Caseine, lassen sich zu einem dichten Netzwerk verbinden. Schicker Gedanke: Ein Milch­pro­dukt, in ein Milchprodukt verpackt. Die Verpackungen sollen sogar essbar sein. Löslicher Kaffee in Por­tions­grö­ße verpackt, wür­de sogar gar keinen Müll mehr pro­du­zie­ren: Die Ver­packung löst sich einfach in der Flüs­sig­keit auf.

Endlich eine Alternative zum irrsinnigen Müllproblem Nespresso. (Derlei ver­wei­ge­re ich zu trinken, und George Clooney ist bei mir auch unten durch wegen seiner Wer­bung für diesen Sch*!)

Dabei können wir alle durch unseren Konsum etwas ändern. Die meisten Sachen kaufe ich unverpackt im Einkaufsladen "Original Unverpackt" (hier schrieb ich dazu) oder auf dem Markt. Mein Käsemann am Käsewagen ver­kauft seine Waren auch schon in einem Naturcellophan, das anschließend auf den Kompost darf (das Thema Kompost beschäftigt mich im dritten Jahr). Oder aber Käse im Wachs­pa­pier. Es gibt so viele Möglichkeiten.

Dabei ist die Verwendung von Rohöl für solche banale Dinge wie Verpackungen wirtschaftlich totaler Irrinn. Die Reservoirs sind begrenzt, Öl ist auch Rohstoff für Wichtigeres. Wir verschleudern hier Ressourcen.

Die Plastikstoffe aus Casein wurden von Forschern des US-Land­wirt­schafts­mi­nis­te­riums vorgestellt. In drei Jahren, so rechnen die Wissenschaftler, sollen sie reif sein für den Alltag der Menschen.

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Fotos: C.E. (Archiv)

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