Freitag, 12. Februar 2016

Frauensachen, nicht: Berlinale

Bonjour, hello, guten Tag! Sie kön­nen hier ver­fol­gen, was Dol­met­scher für Fran­zö­sisch (und Über­setzer) so erleben. Als Dol­met­scher­in und Über­set­zer­in be­rich­te ich aus meiner total sub­jek­ti­ven Pers­pek­ti­ve, auch an­läss­lich dieser Ber­li­na­le über das Arbeiten im Filmkontext, aber nicht nur.

Dolmetschtechnik mit "Deutsch" per Aufkleber
Ein Sack Deutsch
Bei Gehirnen von Frauen sei der Balken größer, sagt die Wissenschaft. Daher wür­den die Hirnhälften bes­ser mit­ein­an­der kommunizieren. Das Broca-Areal, in dem die Sprache haupt­säch­lich an­ge­sie­delt ist, in dem die Vo­ka­beln woh­nen, wo Laute analysiert und gebildet werden, wo in Sachen Grammatik steuernd eingegriffen wird, liegt auf der linken Seite in der Groß­hirn­rin­de, so gefühlt an der ersten großen Hirnfaltung, irgendwo an den Schlä­fen und am Haaransatz. Weiter weg, auf der rechten Hirnhälfte, liegt das Wer­nicke-Sprachzentrum, hier geht es mehr um die ganzheitliche, akustische Er­fas­sung und die logische Analyse dessen, was so rumkommt im Oberstübchen.

Neuronal verschaltet sind die Regionen verschiedentlich und manches ist auch noch unklar. Die Chose ist jetzt natürlich grob ver­ein­facht. Denn wäre unser Ge­hirn so gestrickt, dass wir es verstehen könnten, wären wir zu dumm, um es zu verstehen, um Kant zu variieren.

Grüner Koffer mit Schild "Blauer Koffer 12 Euro"
Welche Wahrnehmung dominiert?
Warum dieser Schlenker? Frauen mit ihrem größeren Corpus Callosum, wie der "Balken" auch heißt, sagt man nach, dass sie bes­ser mit bei­den Hirn­hälf­ten gleich­zei­tig ar­bei­ten könnten, dass sie empathischer seien, schneller vom Detail aufs große Ganze wechseln würden, nicht so rasch in der Hektik den Über­blick verlieren würden und so weiter.

Kurz: Frauen sind wie gemacht fürs Regieführen! Und hier bin ich mitten in der Ber­li­na­le. Dieses Jahr sind noch weniger Filme von Frauen als im Vorjahr dabei, obwohl, nehmen wir pars pro toto die deutschen Filmschulen, Frauen bald die Hälfte der Studierenden stellen. Eine aktuelle Studie der Filmuniversität Potsdam hat er­bracht, dass "fünf Jahre nach dem Abschluss 100 Prozent der männlichen Ab­sol­ven­ten in ihrem Beruf als Regisseur arbeiteten — von den weiblichen nur 25 Pro­zent", und das unabhängig davon, ob die Frau nun Kinder hat oder nicht.

Bücherschrank mit Gehirnmodell
Hirn futtert
Im Fernsehprogramm stammt nur 11 Pro­zent der inzenierten Programme von Frauen. Talent und Können macht sich nicht am Geschlecht fest. Für solche Ent­schei­dun­gen sind auch Redakteurinnen zuständig, die es in der Kulturverwaltung häufiger in wichtige Positionen schaffen als im kreativen Bereich.
In den Dolmetscherkabinen sind wir Frau­en meistens unter uns, was wohl an der hormonellen Ausprägung des Ge­hirns liegt. Bekannt, berühmt und am meis­ten für "wichtige Anlässe" gebucht werden aber männ­li­che Dolmetscher, auch von weiblichen Projektmanagern, und zwar nicht nur dann, wenn Männer ihre Ge­schlechts­ge­nossen vertonen sollen.

Auch hier spielt das Geschlecht offenbar eine größere Rolle als die Qualität. Nächste Frage: Ist die Festivalleitung schon paritätitsch besetzt?

Weiter geht es hier in Sachen Pro Quote Regie, zum Soundfile und dem teil­ver­schrif­te­ten Interview mit Barbara Rohm, die für die Inititative Pro Quote Regie spricht. Liebe Leute vom DLF, bitte lassen Sie noch den Rest des Interviews auch abtippen, damit es auch nach den sechs Monaten, die es online steht, wahr­ge­nom­men werden kann. Danke!

______________________________  
Fotos: C.E. (Archiv)

Keine Kommentare: