Freitag, 13. März 2015

TV-Tipp

Wie schön, dass Sie auf den Sei­ten meines Blogs ge­lan­det sind. Hier schrei­be ich über meinen Sprach­be­ruf. Ich bin Dol­met­scherin und Über­setzerin, der Schwer­punkt liegt auf der französischen Sprache. Wenn ich nicht dolmetsche, halte ich mich in Themen der aktuellen Politik und meinen Fachbereichen auf dem Lau­fen­den.

TV mal anders
Noch bis zum 16. März läuft in der ARD-Mediathek aus der Reihe "Die Story" der Film "Die Spur der Troika", von Harald Schumann und Arpád Bondy, der die Hintergründe der Kri­se in Südeuropa beleuchtet. Die leicht andersnamige Lang­fas­sung des Troika-Films lief auf Arte und war heute noch bei den üblichen Nach­spiel­an­bie­tern ver­füg­bar. (Erstsendetermin: 24.2.2015).

Als Dolmetscherin, die sich regelmäßig in drei Sprachen informiert und in viele Län­der vernetzt ist, sind mir leider viele der im Film untersuchten Aspekte be­kannt. Als Bürgerin habe ich immer wieder die demokratische Legitimation der Kri­sen­ma­na­ger hinterfragt, die im Auftrag der großen Finanzinstitutionen den be­trof­fen­en Länd­ern Vorgaben machen.

Der Film kulminiert im Satz "Griechenland wurde für die Stabilität des in­ter­na­tio­na­len Finanzmarktes geopfert." Ich muss da immer an Eleni denken, eine Stu­dien­kol­le­gin von mir, die in Paris mit Auszeichnung abgeschlossen hat, dann wieder nach Griechenland zurückging. Sie hat an einer Privatschule unterrichtet und wur­de vor über einem Jahr entlassen. Begründung: Sie habe mit ihren fran­zö­si­schen Di­plo­men viele berufliche Chancen, auch im Ausland, verglichen mit den nicht so guten Absolventen, die zudem nicht die Mühe des Auslandsstudiums auf sich genommen hatten.

Ergebnis: Die Schüler haben eine motivierte Lehrerin verloren, die sich neben dem Unterricht um die Vernetzung der Schule mit Bildungseinrichtungen anderer Län­der gekümmert hat, und bekommen jetzt ihren Sprachunterricht von Men­schen, die mit starkem Akzent sprechen und die ihre Schüler nicht über den eigenen Ho­ri­zont hi­naus be­ra­ten können. Die pä­da­go­gi­schen Eignungen lasse ich als Kriterium außen vor, sie kann ich weder in dem einen, noch in dem anderen Fall ein­schät­zen. Etliche Stun­den, die Eleni gegeben hat, sind aber ersatzlos gestrichen wor­den. Es wird mas­siv an Bildung gespart in Griechenland.

Dass so keine brillante Zukunft vor­be­rei­tet werden kann, leuchtet ein.

Und so wird schon die Gegenwart immer düsterer: Elenis Mann ist Arzt, sein Kran­ken­haus wurde geschlossen, weil es zu klein war und weil die Troika massive Ein­spa­run­gen im Gesundheitswesen verlangt hat. Lange wollte das Paar das Land nicht verlassen, denn der Mann nimmt den hipp­o­kra­ti­schen Eid ernst, er arbeitet ohne Bezüge in einer Gesundheitsstation. Sie haben ihre geerbte Wohnung mit Ver­lust verkauft, leben jetzt von den Rücklagen und wissen, dass sie ihr Land ver­las­sen müssen, wenn sich in den nächsten 12 Monaten nichts ändert.


Hier noch ein Link zu einem Interview mit H. Schumann bei "Krautreporter".
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Foto: C.E.

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