Montag, 12. Januar 2015

NACHTRAG: Jahresauftakt

Bon­jour und noch al­les Gu­te zum Neu­en Jahr! Hier bloggt im 8. Jahr eine Über­setzerin und Dol­met­scherin im ersten Weblog Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. 

Das Jahr ist so jung und hat schon so viele historische Tage und Orte: Paris, Nigeria und wieder Paris. Hier folgt der am 7.1. entfallene Beitrag.
 
investissements!ne!serait!plus!uniforme!C'est!ce!que!nous!aborderons!lors!
Verunfallte Textdatei
2015 ging so los, wie das Vorjahr auf­ge­hört hat, mit Kosten­vor­an­schlä­gen, die mich sogar an Weihnachten be­schäf­tig­ten. Mehrseitige Kon­gress­pro­gram­me galt es zu filzen, Listen mit Voranmeldungen zu prüfen und Dol­metsch­stun­den aus­zu­rech­nen. So ist es gut. (Daumendrücken wird gerne ent­ge­gen­ge­nom­men.)
Nicht so schön war das da: Ein Kunde erwies sich als Bruttler, das Wort wird übrigens mit fast weichem D ge­spro­chen. Aus un­er­klär­li­chen Gründen ist dieses im 18. Jahr­hun­dert deutsch­land­weit be­kannte Wort in Schwaben bis heute aktuell. Es be­zeich­net einen Nörgler.

Ein solcher monierte eine Rechnung vom Jahresende. Ihm war nämlich aufgefallen, dass ich angeblich drei Prozent zu viel berechnet hätte. Es sei doch nicht ver­ständ­lich, dass ich alle Leerzeichen im Text mit als Grundlage für die Kostennote ge­nom­men hatte, ganz so, wie es üb­ri­gens bereits im Kosten­vor­an­schlag auf­ge­führt war ("inklusive Leerzeichen").

Wir telefonierten, ich er­klär­te ihm, dass das branchenüblich sei und dass ich ja beim Neuschreiben seiner Datei die Leerzeichen auch tippen müsse. Er meinte plump, er werde hier doch nicht für Luft bezahlen.

UnddannhabeichdenfertigenTextkopiertundalleLeerzeichenausderVersionherausgenommen,diefürdenKundenbestimmtwar. An anderer Stelle fand ich vergleichbare Texte, die irgendwie verunfallt waren bei ihrer Datenmigration: Quels!sont!les!
enjeux!pour!les!créateurs,!les!téléspectateurs!et!les!programmateurs!concernant!les!web;séries?

Auf dem Sekretär: Uhr, Stiftköcher, Eiffelturmminiatur, ewiger Kalender.
Morgen: Blick auf den Schreibtisch
Nicht für Luft bezahlen? Nichts als heiße Luft war das! Kurz darauf, es ging schon auf den Abend zu, war der Bruttler wieder freundlich. Er rief erneut an und schob mir etliche Zeilen zu, die von Mitarbeitern vergessen worden waren, und er bat um prompte Übertragung und Einpflegen in den Text. Mein Eilzuschlag lag urplötz­lich bei 50 %, auch wenn der Auftrag noch in die Arbeitszeit gepasst hat. Die Fassung mit der Luft zwischen den zum Teil neuen Wörtern habe ich umgehend mit Dank und Gruß ab­ge­schickt. Meine beigefügte Ho­no­rar­no­te wurde binnen eines Tag beglichen; zusätzlich er­hielt ich eine Überweisung von ca. fünf Pro­zent des Ho­no­rars mit dem Stich­wort: Trink­geld.

Die anderen Anfragen ließen sich freundlicher an. |Schräg hat das Jahr trotzdem angefangen.| NEU: Damit hoben sich die Anfragen positiv von der Ta­ges­ges­ak­tua­li­tät ab. Da ich kein Bruttler sein möchte, geht es hier mit Negativem erst nächste Woche weiter.

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Illustrationen: Webfund + C.E.

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