Mittwoch, 30. Oktober 2013

Für Künstler dolmetschen

Will­kom­men auf der Sei­te ei­ner Fran­zö­sisch­dol­met­scher­in und -über­setzerin aus Berlin. Hier kön­nen Sie in unseren Alltag Einblicke nehmen. Mein Arbeitsjournal ist aber auch der Ort, an dem ich vor oder nach Einsätzen über die Menschen nachdenke, für die wir tätig werden. Rückblende.

bunte Tasse mit Farbklecksen auf Holztisch
Blaue Farbprobe am Tellerrand
Mit zwei Malern und Ak­tions­künst­lern sitze ich in einem Café. Sie erzählen von ihrer geplanten Live-Performance an einem öffentlichen Ort und dem Wunsch, diese als Teil der Performance von ei­ner Sprecherin kom­men­tie­ren zu lassen, ähnlich wie ein Sportevent. Nur dass ich eben auf Fran­zö­si­sch spre­chen und moderieren solle, und zwar bitteschön im schicken Outfit.

Ich frage nach Inhalten und Textvorlagen — und erhalte eine Mind Map. Diese Er­in­ne­rungs(land)karten nutze ich selbst, wenn ich lerne (hier ein Beispiel aus einem anderen Bereich). Ich mag diese Form, Themen zu strukturieren, wünsche mir von den Künstlern aber Hinweise, welche theoretischen Hintergründe und Namen ich besser kennen sollte. Ich schlage den Bogen zurück zu den Sport­mo­de­ra­to­ren: Vor einem Fußballspiel schreiben sich diese ja auch die Namen hinter den Nummern und die sportlichen Erfolge auf, sofern sie die nicht alle auswendig lernen.

Die Herren Künstler werfen mir einige Namen zu, von denen ich nicht wenige ken­ne. Wir verabreden eine Probe ihrer Darbietung samt Verdolmetschung. Das aus­ge­lob­te Honorar ist so hoch nicht, aber der Spaßfaktor zählt bei derlei Unterfangen auch. Warum ins Fran­zö­si­sche?, will ich noch wissen. Die Antwort ist nicht recht überzeugend: Man höre in letzter Zeit so viel Französisch auf Berliner Straßen. Das stimmt, aber reicht das als Grund? Ich lasse mir mein Zögern nicht anmerken.

So gehen wir nach einer Stunde auseinander, in der wir uns doch in Kunstdingen festgequatscht haben. Ich habe vor allem viele Fragen stellen können. Zum Termin war ich übrigens extra aus einem anderen Stadtteil angereist und habe leider nie wieder etwas von den Herren gehört. Professionell finde ich das nicht.

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Foto: C.E.

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