Samstag, 16. März 2013

Kleiner Apparat

Willkommen auf der Blogseite einer Dolmetscherin und Übersetzerin. Französisch ist meine zweite Arbeitssprache, Englisch meine "passive" Sprache. Hier scheibe ich über Dinge, die mir im Beruf und auch privat auffallen.

Panel mit fünf Herren (Plantu verdeckt einen deutschen Kollegen) und Eiffelturm als Hintergrund
Plantu verdeckt einen Kollegen, Gabriel moderiert gestenreich
Der weißhaarige Mann ist hellwach. Fast die ganze Zeit sitzt er auf der Sesselkante im französischen Kultur­institut in Berlin und zeich­net seine Kollegen ... wenn er sich nicht gerade ereifert. Plantu, der für "Le Monde" zeichnet, ist sicher der be­kannteste der vier re­nom­­mier­­ten Karikaturisten aus Frankreich und Deutschland, die vorgestern Abend am Kudamm zu Gast waren.

Moderiert vom neuen Leiter des Institut Culturel Français unterhielten sich die Pressezeichner nicht nur über ihre Arbeit und Arbeitsbedingungen, die deutsch-französischen Beziehungen im Spiegel der Karikaturen waren auch Thema des Gesprächs (die Zeitschrift "L'Express" berichtete bereits digital darüber). An­schlie­ßend wurde die Ausstellung "Paarlauf" eröffnet. Noch bis zum 30. Mai 2013 sind jeweils 50 Karikaturen aus beiden Ländern in der deutschen Hauptstadt zu sehen.

Panel im Institut français. Plantu: "... der kleine Apparat, der übersetzt ..."
Plantu: "... le petit appareil qui traduit ..."
Plantu wurde an einer Stelle höchst praktisch: "Wir sitzen hier mit diesem kleinen Apparat auf den Ohren, der übersetzt, vielleicht müssten wir diesen Apparat einfach nur ein wenig verlängern, um eine Art Stethoskop daraus zu machen."
Mit seiner Anspielung auf das klassische Handwerkszeug der Medzinier führt er den Gedanken fort.

"Vielleicht heilen wir Karikaturisten die Politiker ja auch, indem wir sie gelegent­lich durch genaues Hinhören ein wenig aus der gewohnten Ordnung bringen."

Schon witzig, welche Assoziationen die Endgeräte von Dolmetschanlagen so aus­lösen können. Jetzt hoffe ich mal sehr, dass Monsieur Plantu bekannt ist, dass nicht die Apparate übersetzen, sondern Menschen dahinter stecken. Zweites Stichwort, denn noch ein Problem wurde über die ruhige Bequemlichkeit des politischen Alltagsbetriebs hinaus angesprochen: Der Karikaturistennachwuchs, den es durchaus gibt, auch weiblichen Geschlechts, hat Schwierigkeiten, an heraus­ra­gen­der Stelle Ar­beits­mög­lich­keiten zu finden, die ein auskömmliches Einkommen versprechen. Ein Vorschlag zur Lösung, von Plantu höchstselbst vorgetragen, ist nicht zitierfähig, und es ist auch nicht groß von Interesse, dass es dem Sprach­mittlernachwuchs, selbst dem schon in die Jahre gekommenen, mitunter ähnlich geht. Daher jetzt: CUT! Und schönes Wochenende!

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Fotos: C.E., Teilnehmer des Panels waren Plantu,
Soulcié, Sakurai und Hachfeld, Mod.: Fabrice Gabriel

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