Montag, 9. Juli 2012

BSE

Will­­kom­­men auf den Sei­­ten ei­­nes di­­gi­­ta­­len Ar­­beits­­ta­­ge­­buchs ei­ner Fran­­zö­­sisch­­dol­­met­­scher­in, die in Paris, Berlin, München und Marseille tätig ist. Neben dem Dol­­metschen biete ich Übersetzungen an, und hier ist der Ort, an dem ich auch über unseren alltäglichen Umgang mit Sprache nachdenken kann.

Ja! Es gibt einen neuen bösen Schnack für simplified face­book english, und zwar BSE: basic simple english! Für uns als Sprachmittler ist dieses Idiom derzeit durchaus eine Bedrohung. Die Zahlen der All-english-Conferences neh­men zu. Der Prof eines Bekannten sagte schon vor zwanzig Jahren: Bad english is a language of science.

Mir fällt dabei immer nur ein: End ewriwann will feind it iesie tuh underständ iech azza. Ze driem of a juhneited jurop will finalli kamm truh.

Nee, im Ernst, es ist eine besondere Herausforderung, fehlerhaftes Englisch richtig zu verstehen und zu interpretieren. Im Fall von Transkriptionen für Kongressbände, soweit habe ich mich in dieses neue Arbeitsfeld schon vorgearbeitet, hat uns das das Fünffache der normalen Zeit gekostet (weil wir uns erst gründlich einlesen und dann interpretieren mussten); wir waren zu dritt daran beteiligt, entsprechend teu­rer wurde es für den Auftraggeber. Und nicht selten wird aus diesem BSE dann eben doch gedolmetscht. Schrecklich, sich das in der Kabine vorzustellen, noch schrecklicher, wenn aus der dann die Tonspur für weitere Verdolmetschungen kom­men soll (Pivot).

Unangenehm an der Sache ist ja eindeutig, dass immer mehr Menschen davon über­­zeugt sind, recht ordentlich Englisch sprechen zu können. Vielleicht liegt es auch daran, dass die deutsche Sprache immer mehr von echtem oder Pseudo-Eng­lisch durchsetzt ist à la "Chillout mit hippem Outfit für den Cooldown am Beach in der Handy-freien Zone!" Alles ebenso verrückt wie der Rinderwahnsinn ...

In unserer Szene kursiert eine Anekdote über einen einstigen Au­ßen­mi­nister un­se­rer Republik, es ist der mit den Turnschuhen, ein Mann von Format, der auf sein Englisch stolz war. Das war aber stellenweise wohl ein wenig ungefähr, so dass nach einigen Versuchen der Kollegin aus der Englisch-Kabine, den Output des wer­ten Herren zu verdolmetschen, der Kragen platzte. Sie öffnete dem Vernehmen nach die Kabinentür und rief in den Raum hinein: "Bitte sprechen Sie Deutsch, es gibt Dolmetscher!"

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Foto: C.E. (Archiv)

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