Montag, 15. August 2011

Herz mit Schnauze

Der größte wirtschaftliche Sektor Berlins ist der Tourismus. Wie wird dieser beworben?

Einer der Slogans der Berlin Tourismus Marketing
Mit dem direkten Humor der Berliner versucht die Stadt Berlin ihre Gäste für sich einzunehmen, das beschreibt jedenfalls Pascal Thibaut, Deutschland-Korrespondent des französischen Auslandssenders RFI (Radio France Internationale), heute auf seinem Blog "L'Allemagne hors les murs" (etwa: Das Deutschland jenseits der Mauern). Nachstehend eine rasch gefertigte Übersetzung (die mehr eine Übertragung ist.)


"Selbst das offizielle Tourismusmarketing der Stadt (BTM) greift bei seinen Werbecampagnen mitunter auf den wenig diplomatischen, furztrockenen Humor seiner Einwohner zurück. Das Sensationsblatt "Bildzeitung" widmet dem Thema heute eine ganze Seite und belegt dies mit aussagekräftigen Beispielen.

Der Berliner Ton ist manchmal rau. Vor allem für Neuberliner aus anderen Regionen ist das stark gewöhnungsbedürftig, wenn sie zum Beispiel aus Gegenden wie Bayern, dem Rheinland oder Frankreich kommen, in denen die Umgangsformen "eleganter" sind.

Auch mit dem schlechten Wetter warb die BTM
am Wochenende. Wenn das keinen Humor beweist ...
Über den starken Berliner Akzent hinaus, in den man sich erst einfühlen muss und der ein wenig an das Französisch erinnert, das einst in den einfacheren Pariser Kreisen gesprochen wurde (le titi parisien), erweist sich die Ansprache der Berliner als überaus direkt: Ohne Umschweife wird vermittelt, was der Betreffende auf dem Herzen hat, und das sogar dann, wenn er hinter einem Tresen arbeitet und als Servicekraft eigentlich seiner "teuren" Kundschaft zu Diensten sein sollte. Neuberliner nehmen dies oft persönlich. Auf der anderen Seite hat dieser Ton den Vorzug, ehrlich und ohne Umschweife aufs Wesentliche zu sprechen zu kommen und einem zuckersüße und oft scheinheilige Volten zu ersparen, wie sie in anderen Gegenden üblich sind.

Die "Bildzeitung" hat diesen Montag ein kleines "best of" veröffentlicht, das ob seiner Güte direkt in Currywürsten aufgewogen gehört! Auszüge.

- In einem Taxi verweigert die Kreditkarte ihren Dienst. Darauf der Fahrer: "Wer nicht mal zehn Euro in der Tasche hat, sollte zu Fuß gehen."
- Beim Bäcker fragt eine Kundin: "Kann ich hier auch eine Zeitung bekommen?" Die Verkäuferin antwortet: "Wenn ich die Tür schließe und den Laden flute, dann könnten Sie hier sogar baden gehen."
- Im Restaurant fragt ein Kunde, warum ihm ein bestimmter Käse serviert wird. Antwort des Kellners: "Weil ich ihn loswerden muss."
- In einer Schlange vor dem Postschalter fängt ein ungeduldiger Kunde an zu mosern. Darauf der erste der Wartenden: "Wenn Du nicht sofort die Klappe hältst, eröffne ich ein Sparbuch."
- Ein Tourist, dem die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin fremd sind, zeigt dem Fahrer beim Einsteigen seine Fahrkarte (anstatt diese zu entwerten). Darauf der Fahrer: "Wollen Sie, dass ich reinbeiße?"


P.S.: Die Beispiele sind aus dem Französischen zurückübersetzt, den Originalartikel fand ich nicht.
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Illustrationen: BTM

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