Montag, 28. März 2011

teilweise

Newsticker, eben (14.45 Uhr): In Reaktor 2 des beschädigten Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi hat es nach Einschätzung der japanischen Regierung eine teilweise Kernschmelze gegeben.

Das ist schrecklich, vor allem im erdbeben- und tsunamizerstörten Land. Was ich genauso schrecklich finde, ist die damit einhergehende Informationspolitik. Was bitte ist eine "teilweise Kernschmelze", die darüber hinaus auch "nur vorübergehend" sein soll? Grammatisch verstehe ich das nicht. Macht der Satz wenigstens technisch Sinn?

Für mich klingt es wie eine verbale Beruhigungspille: Ist ja nur ein Teil, nicht richtig, keine große Katastrophe und eigentlich gar keine richtige Kernschmelze. Oder gehe ich jetzt zu weit?  Wer kann mir's erklären?

Und da ich erst vorhin über Versicherungen sprach: Wussten Sie, dass deutsche Atombetreiber keine ausreichend hohe Schadensdeckung haben für den Fall eines großen Atomunfalls? Deshalb ist Atomstrom so billig, weil die Grundsätze kaufmännischer Kakulation außer Kraft gesetzt wurden!

Hier geht es zu einer Petition für eine Haftpflicht, die nicht nur 300 deutsche Professoren zeichneten, sondern vier ehemalige Bundesminister, darunter Dr. Norbert Blüm.

______________________________
Die Kampagne wird getragen von der Ärzteorganisation
IPPNW,der Neuen Richtervereinigung NRV, dem Bund
Naturschutz in Bayern und dem BUND

2 Kommentare:

Vega hat gesagt…

Das "teilweise" erklär ich mir sprachlich so: Die meinen, der Allgemeinbevölkerung das Wort "partiell" nicht zutrauen zu dürfen. Der Rest ist in der Tat sprachliche Weichspülanlage.

Werner K. hat gesagt…

Hier, der kann's immer gut erklären: Ralf Krauter, DLF:
Deutschlandfunk

Partiell ist grob gesagt wie angeschmolzen, mögliche Vorstufe einer kompletten Kernschmelze. Zitat aus der Radiosendung: Fachleute schätzen: Erst wenn die Brennstäbe wirklich zu 80 Prozent zerstört wären, erst dann könnte wirklich das Schlimmste eintreten, nämlich die komplette Kernschmelze. Das würde dann bedeuten, dass die glühend heißen Reste nach unten fallen, auf den Boden des Reaktordruckbehälters. Dort könnte es dann entweder schnell zu einer Dampfexplosion kommen oder zu einem allmählichen Druckanstieg im Druckbehälter, der den irgendwann platzen lässt. Beides ist unangenehm, konnten haufenweise strahlenden Stoff in die Umwelt blasen. Hinzu käme dann eben noch diese 1000 Grad heiße strahlende Suppe, die sich ihren Weg durch den Reaktorboden ins Grundwasser fressen könnte. Beides birgt das Potenzial zum Supergau, den man seit zweieinhalb Wochen verzweifelt zu verhindern sucht.

Ich ruf gleich mal durch, Gruß, WK