Sonntag, 12. September 2010

Flüstern

Haben Sie schon mal lange und laut geflüstert? Und welchen Trick kennen Dolmetscher, die am Flughafen nicht lange auf ihr Gepäck warten wollen? Heute geht's weiter mit Grundlagen des Dolmetscher- und Übersetzerberufs.

Flüstern ist auf Dauer anstrengend, das wissen alle Vertreter sprechender Berufe. Außerdem erreiche ich mit meinem Geflüstere in der Regel nur zwei oder drei Menschen, mehr nicht. Um uns die Arbeit zu erleichtern, gibt es für unsereinen regelrechte "Flüstertechnik", mit der wir mobile Einsätze managen. Jene, für die wir dolmetschen, tragen ihre Kopfhörer wie sonst auch, insofern sieht es einer Tagung oder Sitzung sehr ähnlich, nur, dass oft in die Kopfhörer das Empfangsteil integriert ist. Der Konferenzsaal bekommt also Beine ...

Handlicher Koffer auf einem Tisch inmitten von Tischen und Stühlen
Flüsterkoffer mit 20 Empfangsgeräten
Auf dem Bestellzettel unseres Dienstleisters steht vor sol­chen Anlässen übrigens "PFA", Personen­füh­rungs­an­lage. Wir mieten diese teure Technik in der Regel an, zu der auch noch das Mikrofon mit Sender und ein Hart­schal­en­kof­fer ge­hört. Dann steht einem mo­bi­len Programm nichts mehr im Wege, wie wir es oft in Berlin erleben: eine spannende Mischung aus Gesprächen von Kollgen, Weiterbildung, Stadt- oder Werksbesichtigung lässt sich mit bis zu 50 Teilnehmern spielend be­werk­stel­li­gen. (Dann brauchen wir aber etwas mehr Material als hier abgebildet.)

Die mobile Dolmetschanlage beruht auf Funktechnik, auf einer bestimmten Fre­quenz wird die Verdolmetschung übertragen. Die Reichweite dieser Technik liegt oft bei um die 100 Meter, so dass wir unsere Schäfchen auch schon mal bei Grup­pen, die sich ein wenig in der Berliner Flora und Fauna verlaufen haben, per Funke wieder zusammengerufen haben.

Mit dem Dolmetsch- oder Flüsterkoffer, wie wir Dolmetscher das Ganze nennen, bin ich auch wiederholt gereist, was manchmal etwas stressig wurde. Auf jeden Fall werde ich dabei regelmäßig vom Zoll oder der Flugsicherheit rausgewunken und darf die Anlage vorführen, weil sie in der Regel nicht bekannt ist. Die Sache hat einen unbestreitbaren Vorteil: Am Zielflughafen steht mein Gepäck immer als erstes auf dem Rollband, denn der Rollkoffer mit dem komischen "Aktenkoffer" drin (stoßfest mit Kleidung isoliert) wurde zuletzt verladen.

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Foto: Flüsterkoffer in Südfrankreich,
Sommer 2010

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