Mittwoch, 7. Januar 2009

to schlepp

Auf dem Filmmarkt von Cannes, auf den ich für deutsche Dokumentaristen acht Jahre lang reiste, lernte ich ein englisches, pardon, New Yorker Verb kennen, das mir vertraut vorkam: to schleppOh gosh, I think I don't wanna take your catalogue, I've already sooo many things to schlepp, isn't there a digitized version out there, darling? (Meine Güte, aber ich denke, ich nehme Deinen Katalog nicht mit, ich habe schon sooo viele Dinge zu schleppen, gibt's da draußen keine digitalisierte Fassung, Süße?)

Die New Yorkerin Linda Gottesman (oder war es Sue Oscar) durfte mich "Süße" nennen, die beiden Damen von "Filmmaker's Library" könnten fast meine Großmütter sein. Doch so leid es mir tat, mit einem digitalen Gesamtkatalog mit Suchfunktion konnte ich nicht dienen. So rissen sie immer einige Seiten aus dem Katalog heraus — und ließen sich weitere Filmbeschreibungen später zufaxen. (Ein "Faxgerät", auch Fernkopierer genannt, erlaubte das digitalisierte Versenden einzelner Schriftstücke, die beim Absender in einen Schlitz geschoben wurden und beim Empfänger, in die Bildinformationen rückübersetzt, ausgedruckt wurden.) Oder aber ich brachte den Katalog für die alten Damen zur Post. (Die "Post" war früher ein System aus miteinander vernetzten, staatlichen Kurierdiensten, die zwar lange benötigten, nicht dringende Sendungen aber mit einer an 100 % grenzenden Zuverlässigkeit zu moderaten Preisen beförderten.)

To schlepp — das mache ich, wenn ich heute meinen geliebten Apple-Rechner mit auf die Einsätze nehme. Er wiegt mit Extra-Festplatte 2,56 Kilo, dazu kommen immer noch Ausdrucke, auf die ich Notizen gemacht habe. Seit Jahren träume ich von einem Subnotebook von Apple, einem ultrakompakten Notebook, das längst auf dem Markt sein müsste, würden die Hersteller auf die Gerüchte Ihrer Nutzer hören, denn im Netz gibt es neben wilden Spekulationen darüber sogar Fotos vom Gerät: Gewicht unter 800 Gramm, eine für Appelgetreue im Blindflug verwendbare, komplette Tastatur sowie ein kleines Display (von zehn oder elf Zoll). Das fehlt in der Angebotspalette des Herstellers - und in meinem Rucksack. Ach, nicht auszudenken wär' das schön! Wieder mehr Platz auf dem Mini-Tischchen der Dolmetscherkabine, auch der Sekretär ist nicht gleich voll, wenn ich am Laptop arbeite. Und zwischen den Arbeitsplätzen hätte ich weniger "to schlepp".

Gestern wurde auf der Frühjahres-Pressekonferenz von Apple weder etwas Vergleichbares vorgestellt noch angekündigt! Schade! Denn das MacBook Air ist für Menschen, die mit Film zu tun haben, keine Alternative, denn die Zusatztechnik wiegt ja auch.

Ich denke, im Büro der immer noch aktiven New Yorker Damen Linda und Sue dürfte es inzwischen (ähnlich wie bei mir) kein Faxgerät mehr geben, der Filmverband hat indes noch immer keinen digitalen Gesamtkatalog mit Suchfunktion und Apple kein Subnotebook. Geduld!

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Foto: C.E.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Caroline,

da geht es dir wie vielen Macianern (mich eingeschlossen). Es gibt allerdings eine ganz clevere Zwischenlösung. Auf den sogenannten Netbooks (à la Asus EeePC), die man jetzt überall hinterhergeworfen bekommt, kann man recht einfach Mac OS X installieren. Anleitungen gibt es zuhauf im Netz.

André hat gesagt…

So nett Macs sind, das geschlossene System nervt, das durfte ich grad merken als ich mir ein Ipad als Arbeitsgerät zulegen wollte. Jetzt wird es ein offenes Android-Tablet.

caro_berlin hat gesagt…

... und ich schleppe nach Jahren mit dem großen Laptop seit über einem Jahr eine leichtere Version desselben durch die Gegend und nutze zu Hause wieder einen fest installierten Rechner, weil sich zum Thema Film oder mit Filmen eben doch besser mit einem größeren Monitor arbeiten lässt.