Dienstag, 1. April 2008

Mundart-Theater mit Dolmetschern

Die Fuldaer Zeitung berichtet heute über eine Mundart-Theatergruppe mit eigenen Dolmetschern. Die hessische Laienspielgruppe in Mackenzell bringt Stücke wie „De drai Buideonkel“ auf die Bühne. Das Problem: Die Sprachkenntnisse des Rhöner Platt sind auf dem Rückzug. Das trübt den Kunstgenuss erheblich, Theateraktivist Eugen Roth, im Hauptberuf Apotheker, sagt dazu laut Fuldaer Zeitung: „Immer mehr Gäste sitzen dann enttäuscht im Publikum, verpassen die Pointen und wissen nicht, warum der übrige Saal sich vor Lachen die Bäuche hält“.
So hat ein findiger Hörgeräte-Akustiker das Publikum mit Audio-Guides ausgestattet, über die das Publikum die hochdeutsche Fassung zu hören bekam. Mit diesen Geräten wandern sonst Touristen durch den Ort oder durch Ausstellungen, hier steht der Text von vorneherein fest, das Hörtempo ist unwichtig. Daraus ergibt sich das Problem auf dem Theater: Die Schauspieler spielen mal langsamer, mal schneller - und es gibt Spezialisten, die gern improvisieren.

Nun wurde weiter ausprobiert, man erfand den Dolmetscher neu. So werden ab der nächsten Theatersaison die Sprachunkundigen mit dem Audio-Guide - im Grunde wie Konferenztechnik eine Empfängerbox und Kopfhörer - den Ton von der Hinterbühne übertragen, wo er von dialektkundigen Töchtern der Stadt auf Hochdeutsch eingesprochen wird. Studentin Andrea Roth kommentiert die Zeitnot, in die sie da manchmal gerät: „Jeder Rhöner weiß natürlich, was ein Buideonkel ist und wie er ungefähr aussieht – aber wie genau wäre die treffende Übersetzung ins Hochdeutsche? ,Unverheirateter Verwandter, der auf dem Dachboden haust‘?" Dieser Ausdruck ist viel zu lang, weshalb sie sich für "ewiger Junggesselle" entschied.

Hätten Sie's gewusst?
______________________
Foto: Theater Mackenzell

Keine Kommentare: