Donnerstag, 6. März 2008

Tierisches

Einmal war ich auf dem Land zur Erholung. Ich saß auf einer Bank und sah mit vom Dolmetschen leerem Kopf den Rindviechern zu (genauer: den milchproduzierenden, Raufutter fressenden Nutztieren), die da auf der Wiese rumstanden, ziemlich blöd aus dem buntgescheckten Fell glotzten und wiederkäuten. Da durchfuhr es mich, weil ich mich selbst als so etwas wie diese Großvieheinheit da fühlte, denn was anderes hatte ich bis vor kurzem gemacht als Wiederkäuen, eben nur von Sprache und nicht von Gras?

Wie so vieles im Leben ist es nur eine Niveaufrage. Und ehe ich mir jetzt auch noch die Frage stelle, ob die Kuh nach ihrer Arbeit ebenfalls erschöpft ist, nutzte ich (um doch noch Niveau in den Eintrag reinzukriegen), diese Zeilen zu einer sprachlichen Differenzierung. So oft lese ich "Widergabe" ohne "ie", deshalb gebe ich hier jetzt alte Schullehrerweisheit zum Besten: "Wieder- mit Ih-eh immer dann, wenn etwas wiederholt wird", also bei der Wiedergabe die Musik, bei der Wiederholung der ganze Film, beim Wiederspiegeln das ganze Bild.

Dagegen geht der Widerstand gegen etwas, also wider - wir kennen den Wortteil aus dem Wort Erwiderung.

Dieser Text ist keine Erwiderung, auch kein Wiederschein. Er ist, und hier ende ich mit der lieben Tierwelt, lediglich mein eigener Schreibtisch-Pawlow. Der Mann mit den schönen Vornamen Iwan Petrowitsch war der mit den Hunden, der Klingel, dem Fressnapf und dem Rumgesabbere. Nein, hier am Schreibtisch geschieht nichts Unsauberes, ich meine damit nur das: Ich setz mich hin und bin auf Arbeit programmiert, wie in der Kabine am Mikro oder im Labor der Hund an der Klingel.

Daher jetzt weiter im Text, auch wenn mir heute doch eher tierisch zum Heulen mit den Wölfen als zu Gänsegeschnatter zumute ist.
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Bild: Rebecca

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