Freitag, 14. Dezember 2007

spielzeit'europa (4): Rückschritte

Künstlereingang des Theaters
Was bisher geschah: Boris und Caroline schwitzen seit Tagen in den Proben zu Jean Genets Theaterstück "Die Wände" (Les paravents). Zieldatum ist Dienstag, an dem das Stück auf Französisch im Berliner Festspielhaus aufgeführt wird. Für alle, die das Stück auf Deutsch hören wollen, bereiten 'unsere Helden' eine deutsche Einsprechfassung vor. Folge drei endete mit: "Wir lachen viel ... " Und hier endet der redaktionelle Vorspann. Weiter mit Caroline:

Unser Lachen bekam heute einen Zug ins Hysterische. Zwei Stunden Durchlauf für weniger als die Hälfte des Stücks, wir machen Fehler, die neu sind; das ging gestern und vorgestern schon besser! Nach einer halben Stunde Mittagspause fangen wir radikal mit Kürzen an. Tenor, so Boris: "Wenn die Zuschauer unsere Stimme in ihren Kopfhörern haben, darf da keinerlei Hektik mit rüberkommen!" Dann nochmal drei Stunden. Ich vergleiche oft mit dem Originaltext, wir metzgern in der Übersetzung. Die heftigen Bilder und die Sprachgewalt lassen mich an Heiner Müller denken, für den ich auch bei Gastspielen übersetzt hab. Schade, dass ich ihn nicht mehr nach seinen Genet-Lektüren fragen kann.

Das Theater ruft an, wir stimmen den Probenplan ab. Die Franzosen haben auch ihr Gewaltprogramm auch, es wurde umbesetzt, "jetzt hängen sie grad an der Stelle, wo immer einer ausspuckt!", sagt Hanka. Wir wissen genau, wo sie sind, da hat's bei uns auch gehakelt.

Und an derselben auffällig ruhigen Stelle wie gestern schauen wir beide wieder dem Bühnengeschehen zu - Korkplantagen gehen in Feuer auf (Kork? ... hm, jedenfalls Plantagen, könnten auch Olivenhaine sein). Variation unserer Frage von gestern ... Boris: "Wir werden das alles NIE zu sehen kriegen!" Ich: "Nur in den Sprechpausen!"

Am Ende haben wir die Hälfte mehrfach geprobt, immer noch Kürzungsbedarf ausgemacht und für den zweiten Teil Rollen verteilt. Das Lachen wird hysterischer, aber wir beide wissen: Wenn wir nicht absolut ruhig und professionell an die Sache rangehen, haben wir schon verloren.

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Zeitaufwand bis heute insgesamt: 21,5 Stunden. Wir stagnieren, fallen zurück, arbeiten uns langsam vorwärts.

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